Aktuelle Themen
Wer neugierig geworden ist und sich mit unseren Themen vertiefend auseinandersetzen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.
Wer neugierig geworden ist und sich mit unseren Themen vertiefend auseinandersetzen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.
Gespräch mit Magdalena Harrasser, Grundschullehrerin, Pfalzen
Frau Harrasser, Sie haben über zwei Jahre lang die Fortbildungsreihe mit dem Schwerpunkt Beziehungskompetenz besucht. Hat sich der Aufwand gelohnt?
Beziehungskompetenz ist die Voraussetzung für das Unterrichten und gehört in die Grundausbildung der Lehrpersonen. Da muss man ganz viel investieren, dafür ist mir kein Aufwand zu groß. Weil die Persönlichkeitsbildung einer Lehrperson hat sehr wohl Auswirkungen auf ihr Umfeld.
Wie wirkt sich Ihre Persönlichkeit auf das Umfeld aus?
Ich bin sehr offen und habe gelernt, den Kindern mitzuteilen, wie es mir geht. Die Kinder merken ja, ob ich gut aufgelegt bin oder schlecht. Wieso kann ich das nicht auch als Lehrkraft sagen? Das macht uns doch total menschlich! Die Kinder reagieren einfühlsam: Heute müssen wir ganz brav sein, weil der Lehrerin geht es nicht so gut.
Man muss seine eigene Gemütsverfassung also ernst nehmen?
Ich muss empathisch mit mir selbst sein, sonst kann ich auch mit anderen nicht empathisch sein. Wenn ich merke: Jetzt muss ich eine Pause einlegen, es geht nichts mehr weiter, dann profitieren auch die Schüler davon. Durch Achtsamkeitsübungen wie bewusst zu atmen oder die Hand auf das Herz zu legen, bin ich wieder ganz bei mir.
Wie bauen Sie eine gute Beziehung zu Ihren Schülern auf?
Ich rede viel mit den Kindern – das habe ich immer schon. Ich mache zum Beispiel vor dem Elternsprechtag einen Kindersprechtag. Da checke ich mit den Kindern ab: Was sagen wir den Eltern eigentlich? Wir schauen vor allem auf das Positive. Auch unsere Klassennachrichten fördern die Beziehungsfähigkeit. Manchmal steht da nach der Pause: Niemand hat mit mir gespielt. Dann melden sich Kinder und fragen: Soll ich mit dir spielen? Was sehr wohltuend für alle ist, ist einfach mal hinzuhören.
Was heißt das für Sie – hinhören?
Ich sage: Jetzt redest du mal, ich gebe dir die Zeit dafür. Denn das ist es: Es will im Grunde jeder einfach nur verstanden werden. Das Kind hört in sich hinein, indem ich es reden lasse. Wir müssen in die Beziehung gehen, alles andere kommt dann fast von alleine.
„Wir lernen in Beziehungen, wenn wir emotional in Kontakt sind.“
Karl Heinz Brisch – Psychiater, Neurologe und Bindungsforscher – befasst sich mit der Frage, wie digitale Medien die Eltern-Kind-Beziehung beeinflussen. Seine Antwort fällt deutlich aus: Kaum etwas hat heute so einen starken Einfluss auf die kindliche Entwicklung wie ein Smartphone. Smartphones kommen in den Familien vermehrt als Babysitter, Beruhiger und Stressregulator für Babys und Kleinkinder zum Einsatz – gezielt und Tag für Tag. Somit verändern die digitalen Geräte, wie sich die Kleinen entwickeln.
Die Bindungstheorie ist eines der am besten erforschten Gebiete der Entwicklungspsychologie. Der zentrale Satz rund um John Bowlby aus den 1950er Jahren lautet, dass Kinder nur gedeihen, wenn sie in den liebevollen Blicken ihrer Eltern gespiegelt werden. So erfahren sie Geborgenheit, Zuwendung und Urvertrauen. Babys brauchen also Bezugspersonen, die feinfühlig auf ihre Signale reagieren und emotional verfügbar sind. Dadurch entsteht eine sichere Bindung zwischen den Eltern und ihrem Kind. Aber was passiert, wenn sich Kinder – anstatt an Mama und Papa – mehr und mehr an das Handy binden, weil sie damit getröstet und ruhig gestellt werden?
Es bedeutet – kurz gesagt – nichts anderes als Stress. Fehlende Zuwendung in der frühen Kindheit wirkt sich nicht nur auf die seelische Gesundheit aus, Dauerstress schadet auch dem kindlichen Gehirn. Was Kinder in den ersten Lebensjahren lernen und erfahren, prägt sie für den Rest des Lebens. Diese Zeit erfordert daher besonders feinfühlige Beziehungen zwischen Mama, Papa und Kind – ohne Handy.
„Hätt ich ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen.“
Es war einmal eine Königin. Sie saß an einem Fenster, das einen Rahmen aus schwarzem Ebenholz hatte und nähte. Da stach sie sich mit der Nadel in den Finger und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Drei Farben – weiß, rot und schwarz. Es sind drei heilige Farben, die auf überlieferte Ur-Mythen der Menschheit zurückgehen.
Laut der Meranerin Ulrike Kindl, einer führenden Expertin auf dem Gebiet der volkskundlichen Erzählforschung, repräsentieren sie drei weibliche Gottheiten – Mondgöttinnen, die in den entsprechenden Farben auftreten und für Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, Fruchtbarwerdung und Wiedergeburt stehen. Für Ulrike Kindl erzählt Schneewittchen die Geschichte einer Initiation: die fundamentale Erfahrung der Wandlung, die das Sterben alten Lebens voraussetzt, damit neues Leben entstehen kann. Die Forscherin erkennt in dem Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm nicht nur die deutsche Tradition der damaligen Zeit. Einzelne Motive des Märchens haben eine sehr viel ältere Tradition und gehen auf die alte griechische Mythologie zurück.
Ulrike Kindl gehört zu den führenden Forscherinnen, was die Deutung von volkskundlichen Erzählungen wie Märchen und Sagen angeht. Ihr Spezialgebiet sind die Dolomiten, die in ihren abgeschlossenen, engen Tälern die Geschichten von vielfältigen Natur-Wesenheiten bewahrt haben. Im ladinischsprachigen Raum sind die Fanes-Sagen überliefert, ein Mythenstoff, dessen Grundlage ein Ahninnenkult ist. Im Reich der Fanes, dem Königreich Ladiniens, werden die weiblichen Gottheiten mit ihrer Stamm-Mutter Dolasilla in den Vordergrund gestellt.
„Keine Prävention ohne Aufarbeitung ist das aktuelle Leitwort, mit dem sich die Kirche insgesamt auseinanderzusetzen hat.“
Gottfried Ugolini
Die Haltung der Kirche zur sexualisierten Gewalt in den eigenen Reihen und in der Gesellschaft insgesamt kann nur sein, dass es endlich Konsequenzen gibt: Mit ihrem aktuellen Projekt „Mut zum Hinsehen“ stellt sich die Diözese Bozen-Brixen dem Thema auf eine aufrichtige Art und Weise. „Im Vergleich zu anderen bisherigen Ansätzen zielt dieses Projekt auf einen Veränderungsprozess, der von einer Zukunftsvision ausgeht. Diese Vision erfordert einen ehrlichen Blick in die Vergangenheit kirchlicher und gesellschaftlicher Lebens- und Rahmenbedingungen, die Missbrauch ermöglicht, gefördert und vertuscht haben“, so Gottfried Ugolini.
Der Priester und Psychologe leitet den Dienst für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen der Diözese Bozen-Brixen. Dieser interdisziplinäre Fachbeirat hat sich zum Ziel gesetzt, aufzuklären und präventiv daran zu arbeiten, dass sexualisierte Gewalt und damit verbundener Machtmissbrauch nicht mehr passieren. Vor allem aber übernimmt er ernsthaft Verantwortung gegenüber den Opfern innerhalb der Glaubensgemeinschaft: Anstatt ausschließlich interne Entscheidungen zu treffen und somit die Taten zu verschleiern, will die Kirche nun ihr Wissen über strafbare Handlungen der Staatsanwaltschaft mitteilen. So können Gerichtsprozesse erwirkt und Täter und Mitwisser verurteilt werden. Denn um den zahlreichen Betroffenen ein Stück weit gerecht zu werden, bedarf es einer gründlichen Aufarbeitung des bereits Geschehenen mit entsprechenden Konsequenzen nach dem geltenden Recht.
Themenweg über die früheste Siedlungsgeschichte
Der Bildungsausschuss und die Foto- und Archivgruppe St. Georgen haben sich in den letzten Jahren intensiv mit der „jörgina“ Geschichte beschäftigt. Dabei herausgekommen ist ein eindrucksvoller Themenweg über die früheste Siedlungsgeschichte der Menschen.
Ziel des Projektes ist es, der Bevölkerung die Lebensweise der Menschen in der vorgeschichtlichen Höhensiedlung, wie sie in St. Georgen zu finden ist, näher zu bringen sowie Grundlegendes zur Archäologie des Ortes zu vermitteln. Hierzu hat die Arbeitsgruppe eigene Informationstafeln entworfen, die die Geschichte und das Leben der Menschen zur damaligen Zeit in St. Georgen erklären.
Ausgangspunkt ist der Kirchplatz in St. Georgen mit einer ersten Schautafel zum Lehrpfad. Weiter geht es zur Maria Hilf-Kapelle, dem „Jörgina Stöckl“ auf der Nordseite des Dorfes und von dort über den Wanderweg 66 bis zu den beiden geschichtsträchtigen Hügeln, der großen und der kleinen Pipe. Die große Pipe ist auf einer gut erkennbaren Kuppe im Wald gelegen und weithin zu sehen. Inmitten von herumliegenden Steinen sind hier die Reste von mehreren verwachsenen Mauerzügen im Gelände auszumachen. Auch auf der kleinen Pipe lassen Reste von Mauern und Terrassen erahnen, wie die einstige Siedlung ausgesehen hat. Abschließend beim sogenannten Koppenhaus, einer Flur in der Nähe der Maria-Hilf-Kapelle, weisen erneut deutliche Bodenmerkmale auf eine vorgeschichtliche Siedlung hin. Hier finden sich Überbleibsel eines verwachsenen Grabens, der an einen einstigen Wall erinnert. Die markante Terrasse lässt auf die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes schließen. Mehrere runde Vertiefungen auf der Flur haben sich als Wolfsgruben herausgestellt, die von zahlreichen Helfern im Rahmen des Projekts freigelegt wurden.
Das Projekt wurde aktiv unterstützt von den Grundeigentümern, die wissenschaftliche Begleitung erfolgte durch den Pustertaler Archäologen Ingemar Gräber.
„Alle wirken innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa.“
Mariana Leky in Kummer aller Art
Wie sich psychische Erkrankungen anfühlen, ist nicht leicht zu beschreiben. Viele von uns kennen die kleinen und großen Sorgen und seelischen Nöte, die das Leben manchmal für uns bereit hält. Dann merken wir das Durcheinander, das sie in unserem Inneren anrichten. Wir fühlen uns verloren, sind traurig oder komplett überfordert.
Meist finden wir mit der Zeit einen Weg heraus und schaffen es nach und nach, wieder mehr Leichtigkeit in unser Leben zu bringen. Was aber ist, wenn unsere Sorgen und Ängste nicht wieder vergehen und es uns nicht gelingt, etwas von ihrer Schwere hinter uns zu lassen? Was können wir tun, wenn sich unser Schmerz an der Seele festsetzt und zur psychischen Erkrankung wird?
Unsere dunklen Seiten bleiben für Außenstehende oft unsichtbar, wenn wir über sie schweigen. Eltern, Freundinnen oder Nachbarn bemerken oft nicht, was uns bedrückt, wenn wir unsere Sorgen nicht mit ihnen teilen. Wenn wir aber lernen – als Betroffene und als Gesellschaft, über unsere psychischen Probleme zu sprechen, wenn wir uns öffnen und uns einander anvertrauen, dann merken wir schnell, dass wir nicht allein sind. Dass es vielen anderen um uns herum genauso geht – und vor allem, dass es immer jemanden gibt, der uns helfen kann.
In Südtirol gibt es ein Netzwerk von zahlreichen Diensten, die uns bei Lebenskrisen weiterhelfen. Sie informieren und klären offen über Depressionen oder Suizidgedanken auf. Denn es lohnt sich, im Gespräch zu bleiben, an Türen zu klopfen und die richtige Frage zu stellen: Alles ok?
Es sind Orte wie der Pragser Wildsee oder die Drei Zinnen, die heute Massen von Touristen in unsere Täler bringen ...
Das Haus Wassermann blickt auf die sanften Ursprünge des Fremdenverkehrs im Hochpustertal zurück, der seinerzeit mit der Eisenbahn auflebte. Der Bildungsausschuss Niederdorf pflegt mit dem Museum eine sehr enge Zusammenarbeit.
Das Hochpustertal ohne Touristen? Heute nicht mehr denkbar! Niederdorf ist von Anfang an mit dabei. Das Dorf liegt günstig auf der Transitstrecke zwischen Italien, Österreich und Deutschland. Neben Waren werden im Laufe des 19. Jahrhunderts immer mehr Reisende aus der noblen Gesellschaft ins Pustertal befördert. Große Stellwagen – also Kutschen, die Platz für zehn bis zwölf Passagiere haben – pendeln anfangs täglich zwischen Bruneck und Lienz hin und her. Mit dem Bau der Pustertaler Bahn und der Eröffnung der Strecke Villach-Franzensfeste im Jahr 1871 wird den Gästen buchstäblich Tür und Tor geöffnet: Der Fremdenverkehr rollt dauerhaft an und bringt dem Hochpustertal den großen Aufschwung. Das Haus Wassermann präsentiert mit zahlreichen Originalen von einst, wie die ersten Gasthäuser und Heilbäder ausgesehen haben. Auch der frühe Alpinismus und das zur Jahrhundertwende bereits gut ausgebaute, öffentliche Schienennetz, welches das Pustertal mit sämtlichen europäischen Großstädten verbindet, werden in der Ausstellung thematisiert.Daneben gibt das Museum Einblicke in die Sammlertätigkeit der Familie Wassermann. Der schön renovierte Ansitz war nicht nur über Jahrzehnte ein beliebtes Café in Niederdorf, die Schwestern Emma und Theres haben zeit ihres Lebens auch viele Dinge zusammengetragen wie Fotografien oder Bildpostkarten. Beachtlich ist ihre Sammlung von alten Sterbebildern: Es sind insgesamt 18.000 an der Zahl!
Fremdenverkehrsmuseum Hochpustertal – Haus Wassermann in Niederdorf
Öffnungszeiten Herbst 2023:
September: Dienstag & Donnerstag
Oktober: Dienstag & Freitag
jeweils von 16 bis 18 Uhr
„Eine gute Kinderbetreuung vor Ort macht das Leben in der Gemeinde lebenswerter.“
Gespräch mit Sara Clara, Gemeindereferentin für Familie, St. Martin in Thurn
Frau Clara, die Gemeinde St. Martin in Thurn wurde letztes Jahr mit dem Audit FamilyPlus zertifiziert. Wie gut sind Kinderbetreuung und Schule vor Ort organisiert?
Wir sind in dieser Hinsicht schon seit Jahren sehr gut organisiert. Es gibt auch in unseren kleinen Fraktionen einen Kindergarten und eine Grundschule – mit Öffnungszeiten, die für die Familien einen Sinn haben: Diese sind in der gesamten Gemeinde bis zur Mittelschule einheitlich von 7:30 bis 14:10 Uhr. Für die größeren Kinder sind daran auch die Buszeiten gekoppelt. Die Kinder bekommen täglich ein Mittagessen, das in den Mensen und Küchen vor Ort frisch gekocht wird. Für die ganz Kleinen gibt es nach wie vor genügend Plätze in unserer Kita.
Was bedeutet es für eine Gemeinde, eine gut ausgebaute Kinderbetreuung anzubieten?
Eine gute Kinderbetreuung vor Ort macht das Leben in der Gemeinde lebenswerter. Junge Familien entscheiden sich leichter, in der Gemeinde zu bleiben bzw. deshalb sogar bei uns „einzuwandern“, wenn sie ihr Leben gut mit ihrer Arbeit vereinbaren können.
Die Gemeinde gestaltet das Leben von Familien also wesentlich mit. Was macht für Sie eine gute Kinderbetreuung aus?
Vor allem in den ersten Jahren müssen die Kinder gut aufgehoben sein. Wenn die Kleinkindbetreuung nicht von der Familie aufgefangen wird, spielt die Qualität eine umso wichtigere Rolle. Die Kinder brauchen einen sicheren Platz außerhalb der Familie, wo sie sich wohlfühlen und die Eltern beruhigt der eigenen Arbeit nachgehen können.
Gibt es partizipative Ansätze bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Ihrer Gemeinde?
Wir haben am Beispiel der Kleinkindbetreuung eine Umfrage gemacht, ob eine Kita gewünscht ist. Herausgekommen ist ein klares Ja. Letzten November wurde im Rahmen von FamilyPlus ein partizipativer Abend organisiert. Die Familienkommission der Gemeinde ist darüber hinaus stets in Kontakt mit den Eltern und erhält so relevante Informationen aus erster Hand.
Interessierst du dich für unsere Themen? Bist du ein Teamplayer? Kannst du anpacken?
Entwickle bei uns deine Potentiale weiter: Kommunikation, Schrift und Sprache, IT-Anwendungen, Medien sowie kreatives Denken.
Schick uns deine Bewerbung! projekt@biwep.it
„Alle wollen zurück zur Natur. Aber keiner zu Fuß.“
Werner Mitsch
Es greift massiv in unsere Lebenswelten ein und ist für Hermann Knoflacher – emeritierter Professor für Verkehrsplanung in Wien – schon lange ein bedeutendes gesellschaftliches Problem: das Auto.
Trotz Klimakrise und der allgegenwärtigen Rede von Nachhaltigkeit wird es mehr und mehr gekauft. Es wird immer größer und breiter und spritintensiver – oft nur für eine einzige Person, die in einem monströsen SUV, Kleinbus oder Pick-up sitzt. Es verbraucht – in weit über einer Milliarde Fällen weltweit – nicht nur klimaschädlichen Treibstoff, sondern auch sehr viel Natur, Landschaft und öffentlichen Raum. Es verspricht freie Fahrt für die mobile Gesellschaft.
Selbst hoffnungslos überzeugte Autofahrer haben mittlerweile gemerkt, dass die Freiheit auf den eigenen vier Rädern ein Irrtum ist. Sie endet nämlich immer öfter dort, wo sie mit der Freiheit der vielen anderen, die ebenfalls mit dem eigenen PKW unterwegs sind, kollidiert: im Stau oder bei der Parkplatzsuche. Das Auto ist nicht dafür geeignet, möglichst viele Menschen von A nach B zu bringen – im Gegenteil: Es verhindert Mobilität und verstopft öffentlichen Raum.
Flächen, Straßen und Plätze, die allen gehören, nicht massenhaft den privaten Autofahrern zu überlassen – das ist das Ziel, für das sich Hermann Knoflacher seit über fünfzig Jahren einsetzt. Mit Erfolg: Einkaufsstraßen wie die einst staugeplagte, knapp zwei Kilometer lange Mariahilfer Straße in Wien werden zu Fußgängerzonen, wo sich Menschen begegnen und in schönem Flair mit Läden und Cafés verweilen können. Parkplätze werden zu Spielplätzen, Straßen zu Radwegen. Der Takt des öffentlichen Nahverkehrs wird an Anzahl und Bedarf der Einwohner und Reisenden vor Ort angepasst und entsprechend vernetzt. Verkehrsberuhigte und autofreie Räume befreien auch den Menschen von seinem Zwang, ins Auto zu steigen – und schaffen eine verträgliche Mobilität mit Öffis, dem Rad und zu Fuß
Gespräch mit Irmgard Pörnbacher und Elisabeth Holzer, externe Gemeindebegleiterinnen beim Audit FamilyPlus
Welche Idee steckt hinter dem Audit FamilyPlus?
I.P. FamilyPlus ist ein Zertifizierungsinstrument für familienfreundliche Gemeinden. Es wurde aus Vorarlberg von der Familienagentur importiert, wobei der Boden dafür im Pustertal bereits bereitet war – und das nicht nur in den beiden Gadertaler Gemeinden Enneberg und St. Martin in Thurn, die wir beim Audit begleiten. Wir sind mit dem Bildungsweg Pustertal in einer Organisation angesiedelt, die sich schon lange mit diesem Thema im Bezirk beschäftigt.
Was bringt es den Gemeinden, wenn sie sich zertifizieren lassen?
E.H. Das Auditverfahren betrachtet das gesamte Gemeindegeschehen durch die Brille der Familie. Der Mehrwert dabei ist, dass dadurch sichtbar wird – und durch Fakten und Zahlen belegt, was eine Gemeinde schon alles für ihre Familien macht. Das ist eine Wertschätzung für die Familienpolitik der Gemeinde. Es werden natürlich auch Lücken aufgezeigt.
Ihr agiert zwischen Familienagentur und den Gemeinden. Was sind eure Aufgaben dabei?
I.P. Wir sind als Begleiterinnen eine Art Fürsprecher für die Gemeinden. In der Modellphase haben wir versucht, das Audit mit seinen Vorgaben zu vereinfachen für die Gemeinden. Da musste viel ausgehandelt werden zwischen Familienagentur und Gemeinden, weil das Audit FamilyPlus ist ein vorgegebenes Instrument, das nur begrenzt verändert werden kann.
Da braucht es viel Verhandlungsgeschick. Was ist noch hilfreich?
E.H. Mir hat geholfen, dass ich in der Gemeindepolitik tätig war und selber Familie habe. Hilfreich ist auch, dass wir zu zweit sind und auf der Metaebene die Gespräche und Diskussionen thematisieren können.
Wie seht ihr die kommunale Familienpolitik?
I.P. Familienpolitik ist gleichwertig wiedie Wirtschaft – das ist für mich überhaupt keine Frage. Gerade in Hochtourismusgebieten wie dem Gadertal läuft das eine nicht ohne das andere. Familie muss ganz einfach überall mitgedacht werden.
Charta zur Qualität familienergänzender Betreuung
In einer gemeinsam abgesegneten Charta haben die Mitglieder des Netzwerk Kinderzeit grundsätzliche Richtlinien für eine qualitativ gute Kinderbetreuung definiert. Die Bedürfnisse des Kindes ziehen sich durch das gesamte Programm und stehen dabei stets im Zentrum.
Chancengleichheit fördern
Familienergänzende Kinderbetreuung fördert die Chancengleichheit von Kindern unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft, Sprache, Religion und beider Geschlechter. Sie wertschätzt Vielfalt und schafft ein Klima der Toleranz gegenüber Kindern, Eltern und Erziehenden und gegenüber der Umwelt.
Die Angebote stehen grundsätzlich allen Kindern offen und sind für die Eltern finanziell tragbar. Sie nehmen Rücksicht auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen.
Mit Partnern zusammenarbeiten
Familienergänzende Kinderbetreuung ist Teil eines umfassenden Erziehungs- und Bildungsprozesses, der mit der Geburt eines Kindes beginnt und in den Eltern, Erziehende, Lehrkräfte und andere Fachpersonen eingebunden sind. Einrichtungen der familienergänzenden Kinderbetreuung suchen und fördern die Zusammenarbeit mit allen an der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft Beteiligten sowie mit Behörden und dem Gemeinwesen.
Rückblick zum Treffen Netzwerk Kinderzeit vom 14.04.2023
Genauso wichtig wie der Dialog mit Familien ist auch der Austausch zwischen den einzelnen Akteuren im Netzwerk Kinderzeit. Es können sich ungeahnte Möglichkeiten eröffnen, wenn wir uns austauschen und miteinander reden. Im Dialog können kreative Lösungen entstehen, wie uns bei dem Treffen aufgezeigt wurde.
Mit der Plattform www.kinderzeit.bz versuchen wir, sämtliche Kinderbetreuer sowie die Gemeinden mit ihren Angeboten mit ins Boot zu holen. Für Eltern ist so auf einen Blick sichtbar, was es an Kinderbetreuung in ihrer Ortschaft, in der Nachbargemeinde oder bezirksweit gibt. Je mehr Anbieter und Träger sich beim Netzwerk beteiligen, desto größer ist der Mehrwert für die Familien.
Für viele Familien ist es eine große Herausforderung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Durch partizipative Prozesse mit Eltern können oft maßgeschneiderte Angebote entstehen. Trotz - oder besser gesagt gerade wegen - der Dringlichkeit von Kinderbetreuung für viele Familien, darf eine qualitativ gute Betreuung nie aus den Augen verloren werden. Auch dafür hat sich das Netzwerk Kinderzeit zusammen geschlossen.
Für das nächste Treffen gibt es bereits einen Termin im Herbst, und zwar am 6. Oktober. Wir planen das Treffen diesmal in Präsenz, damit die Mitglieder sich persönlich austauschen und kennenlernen können. Einige sind ja schon seit langem dabei, aber es gibt auch etliche neue Gesichter.
Die Südtiroler Landesregierung möchte ihm Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie die Menschen vor Ort stärker beteiligen. Die Bildungsausschüsse nehmen dabei eine zentrale Rolle ein.
Um den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung in Südtirol näher zu kommen, muss sich das ganze Land mächtig anstrengen. Nicht nur die Politik steht vor einer großen Herausforderung, sondern jede und jeder Einzelne von uns. Denn die sieben Handlungsfelder für ein nachhaltiges Südtirol zielen auf Veränderungen, die die Mobilität, die Energieerzeugung, die Erhaltung des Naturraumes und der Artenvielfalt, die Landwirtschaft, ja die gesamte Wirtschaft betreffen – und daher uns alle angehen. Das Papier greift jene Aspekte heraus, „für die wir vor Ort effektiv die Möglichkeit haben, etwas zu verändern.“
Bildung vor Ort heißt, Menschen aller Altersgruppen zu beteiligen und sie für aktuelle Themen zu sensibilisieren – genau das ist die Aufgabe unserer Bildungsausschüsse. Als lokal verankerte Netzwerke bringen sie die Menschen innerhalb der Dorfgemeinschaften und der Gemeinden zusammen und regen sie zum Mitgestalten an. Dort – an der Basis – setzt das Konzept der Landesregierung für Beteiligungsprozesse durch die Bildungsausschüsse an. Es möchte eine Handreichung sein, um die Menschen vor Ort verstärkt einzubinden, wenn es um den Bereich Nachhaltigkeit geht.
Partizipation bedeutet, sich aktiv an Entscheidungen zu beteiligen, die das eigene Leben und das der Gemeinschaft betreffen. Dabei geht es immer um ein verantwortungsvolles Miteinander, um Beziehungsarbeit und auch darum, gemeinsam Lösungen zu finden. Die ansässigen Menschen kennen ihr Dorf und seine charakteristische Landschaft am besten, sie erleben die Leute und die Dorfgemeinschaft aus persönlicher Erfahrung. Gerade wenn es darum geht, die eigene Ortschaft nachhaltig zu entwickeln, muss die Beteiligung an der Basis wirklich ernst gemeint sein.
Wer in mehr Familienfreundlichkeit investiert, erzielt eine große Wirkung auf der gesamten Gemeindeebene.
Diese Überzeugung teilen jene 7 Gemeinden in Südtirol, welche erstmals beim Auditverfahren „FamilyPlus – Familie leben“ teilnehmen, dem neuen Programm der Familienagentur des Landes Südtirol. Familien, Kinder, Jugendliche und Senioren bilden lebendige Beziehungen und Gemeinschaften innerhalb einer Gemeinde und sind eine große Ressource. Nach einer Analyse der Ist-Situation werden Ziele und Maßnahmen für mehr Lebensqualität von Familien festgelegt, die passgenau auf den Bedarf der Gemeinde zugeschnitten werden. Externe GemeindebegleiterInnen unterstützen die Gemeinde bei der Auditierung.
Das FamilyPlus-Team der Gemeinde analysiert folgende neun Handlungsfelder: