Aktuelle Themen

Wer neugierig geworden ist und sich mit unseren Themen vertiefend auseinandersetzen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.

Auf geahts: Es isch Summo!

„Es sind oft die Kleinigkeiten, die uns am meisten bedeuten: Wenn wir sehen, wie glücklich die Kinder sind – zum Beispiel, wenn ein Kind zum ersten Mal auf einem Pferd sitzt.“

Interview mit Stephanie Otto, Leiterin Jugenddienst Unteres Pustertal

Ihr habt euer Sommerprogramm in den letzten zwei Jahren kräftig ausgebaut. Wie stark ist die Nachfrage?

Die Nachfrage ist enorm hoch. In der Regel startet die Anmeldung auf unserem Portal um 19.00 Uhr, und es ist nicht ungewöhnlich, dass bereits um 19.03 Uhr eine entsetzte Mutter anruft, weil ihr Kind schon auf der Warteliste gelandet ist. Das lässt uns immer wieder fragen, wann der Bedarf endlich gedeckt sein wird. 

Wie seht ihr eure Rolle bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf?

Die Sommerbetreuung ist zu einem unverzichtbaren Bestandteil geworden, damit Eltern ihre beruflichen Verpflichtungen erfüllen können. Doch trotz all unserer Bemühungen können wir der stetig steigenden Nachfrage kaum noch gerecht werden. Wir sind der festen Überzeugung, dass es dringend an der Zeit ist, eine landesweite Strategie für die Sommerbetreuung zu entwickeln. Nur so können die vorhandenen Ressourcen effizienter genutzt und dem Bedarf der Familien besser entsprochen werden.

Was wollt ihr den Kindern und Jugendlichen mitgeben?

Wir möchten den Kindern und Jugendlichen vor allem Spaß und einen unvergesslichen Sommer voller toller Erlebnisse ermöglichen. Es ist uns wichtig, dass sie neue Freunde kennenlernen und (wieder) erfahren, dass man auch ohne Handy im echten Leben viel Freude haben kann. Jede unserer Wochen ist darauf ausgelegt, unterschiedliche Werte zu vermitteln. Zum Beispiel lernen die Kinder in unserer Naturerlebniswoche, die Natur mehr zu schätzen, und in der „Gitschnwoche“ stärken Mädchen ihr Selbstbewusstsein.

Was ist für euch das schönste Kompliment?

Das schönste Kompliment vonseiten der Eltern ist, wenn sie am Ende der Woche auf uns zukommen und erzählen, wie begeistert ihr Kind von seinen Erlebnissen berichtet hat. Von den Kindern selbst ist die „Glücksdusche“ am Ende auf dem Feedbackbogen immer wieder eine Bestätigung. 

Demokratie, heast!

Jedes Jahr organisiert das Amt für Weiterbildung eine Bildungsfahrt für die Bildungsausschüsse. Nachdem vom 2. bis 9. Mai landesweit die jährlichen Aktionstage Politische Bildung durchgeführt wurden, ging es Ende Mai thematisch passend weiter nach Graz.

Ein besonderes Highlight der dreitägigen Fahrt war das Graz Museum. Die Ausstellung „Demokratie, heast!“ ist aktueller denn je. Die Besucher konnten interaktiv den folgenden Fragen nachgehen: Wie wollen wir unsere Gesellschaft in Zukunft gestalten? Was ist meine Stimme wert? Soll ich oder sollen alle gut leben?

Die Ausstellung geht konform mit dem diesjährigen Jahresthema der Südtiroler Aktionstage Politische Bildung – ebenfalls vom Amt für Weiterbildung veranstaltet, welches diesmal die Chancengerechtigkeit in den Fokus stellt. Die Vision von gleichen Chancen für alle ist eine zutiefst demokratische. Wo aber stehen wir auf dem Weg hin zu dieser Vision? Landesweit organisierten im Mai verschiedene Vereine wie die Bildungsausschüsse politische Bildungsarbeit zu diesem Thema – so etwa in Terenten mit dem spannenden Vortrag „Ein gutes Leben für alle!?“Ausstellung 

Demokratie ist ständig in Bewegung, stößt immer wieder an ihre Grenzen und braucht kritische Reflexion. Die Demokratie ist niemals perfekt, aber sie ist die beste Staatsform, die wir haben. Derzeit hat es die Demokratie nicht leicht: die Wahlbeteiligung sinkt, das Vertrauen in staatliche Institutionen nimmt ab, ein Teil der Mitte scheint seinen demokratischen Kompass zu verlieren. Wackelt die Demokratie treten sehr schnell Politiker auf den Plan, die einen radikalen Kurs verfolgen, Macht anhäufen und ihr Land in Richtung Autokratie führen.

Durch Auseinandersetzung und Austausch können wir unser demokratisches Zusammenleben stetig neu definieren. Die Ausstellung in Graz gibt Impulse, über Demokratie nachzudenken, öffnet Raum für Fragen und macht deutlich: Es geht nicht nur darum, laut zu sein – auch das Zuhören ist essentiell. Heast?!

Jugendliche engagieren sich bei „echo“

Die Nachfrage nach einer sinnvollen Sommerbeschäftigung für Jugendliche ist in den letzten Jahren immer größer geworden. Beim Projekt „echo“ gibt es die Möglichkeit, sich zu engagieren.

Die Jugendzentren Aggregat in Steinhaus, LOOP in Sand in Taufers sowie Slash in Gais haben sich gemeinsam mit dem Sozialsprengel Tauferer-Ahrntal zur Aufgabe gemacht, ein Projekt für Jugendliche zur sinnvollen Freizeitgestaltung in den Sommerferien anzubieten.

Kinder bei der ArbeitDas Projekt trägt den Namen „echo“ und findet im Zeitraum 16. Juni bis 29. August 2025 statt. Es bietet Jugendlichen im Alter von 12 bis 16 Jahren (Jahrgänge 2009 – 2013) der Gemeinden Sand in Taufers, Ahrntal, Mühlwald, Prettau und Gais die Möglichkeit, für maximal 10 Stunden pro Woche in öffentliche Einrichtungen und verschiedene Arbeitsbereiche hinein zu schnuppern. Gleichzeitig lernen die Jugendlichen durch ihr Engagement verschiedene soziale und öffentliche Einrichtungen – zum Beispiel Altersheime, das Naturparkhaus, Jugendzentren, die Werkstätte für Menschen mit Behinderung – kennen, knüpfen Kontakte und können nicht nur wertvolle Erfahrungen, sondern auch Punkte sammeln. Denn für die geleisteten Stunden werden Punkte vergeben, die dann anschließend in den teilnehmenden Jugendzentren in Gutscheine umgetauscht werden können. Dabei können die Jugendlichen ihre Gutscheine für eine Handywertkarte, eine Tageskarte in einem Skigebiet oder zum Beispiel auch für eine Pizza erwerben.

 

 

Junges Ehrenamt im Bildungsausschuss

Für viele Bildungsausschüsse ist es nicht einfach, junge Menschen zu gewinnen und langfristig im Verein zu halten. An manchen Orten im Pustertal bringt sich die nächste Generation aber bereits stark ein.

Wer sind die jungen Freiwilligen, die sich für das Gemeinwohl engagieren und aktiv mitanpacken? Was treibt sie an und was sind ihre Wünsche und Bedürfnisse? Jeder Bildungsausschuss ist so individuell wie die einzelnen Menschen, die sich darin engagieren. Doch es gibt auch Unterschiede zwischen den Generationen, die sich auf die Motivation für das gemeinnützige Engagement beziehen – und eine klare Veränderung in Bezug auf das Ehrenamt mit sich bringen. 

Den jüngeren Jahrgängen wird ein großes Interesse an Freiheit und Flexibilität zugeschrieben: Die „Millennials“ sind all diejenigen, die zwischen den frühen Achtzigern und den späten Neunzigern geboren sind. Sie sind die letzte Generation, die noch ohne Handy aufgewachsen ist. Die „Gen Z“ hingegen, die nach den „Millennials“ bis 2012 geboren wurde, gehört bereits zu den sogenannten „Digital Natives“. Sie kennzeichnet der Wunsch nach mehr Stabilität und Sicherheit – laut den gängigen Generationenmodellen. 

Wie also sieht die nächste Generation ihre Arbeit im Bildungsausschuss und wie bringt sie sich aktiv ins Dorfleben ein? Es geht den jungen Menschen keinesfalls um Ehre, wenn sie ihre Dorfgemeinschaft mitgestalten und verschiedene Aufgaben im „Ehrenamt“ übernehmen. Denn die Hauptgründe für ihr Engagement – ob es nun punktuell oder längerfristig ist – sind in erster Linie aktuelle Themen, die sie bewegen. Ihre Themen betreffen alle Generationen: So befassen sie sich etwa mit einer ökosozialen Denk- und Lebensweise. Sie informieren über Biodiversität, organisieren Vorträge zum Thema „Klimawandel“ oder veranstalten ein Repair Café. Sie gehen Familienthemen nach oder Fragen nach Gesundheit und Mental Health. Besonders gut gelingt die Arbeit im Bildungsausschuss, wenn Jung und Alt zusammenarbeiten. Denn alle Generationen im Bildungsausschuss fragen sich: Wo kommen wir her? Was macht unser Dorf besonders? Die Kultur und das alte Wissen für die nachfolgenden Generationen zu erhalten – wie zum Beispiel mit der Erhebung der alten Flurnamen – sind jungen wie älteren Mitgliedern der Bildungsausschüsse ein wichtiges Anliegen.

We Are Family

Zum Tag der Familie am 15. Mai sei hier daran erinnert, dass Erziehung vor allem eines zum Ziel haben muss: liebevolle und gleichzeitig tragfähige Beziehungen.

Die beiden haben in den letzten Jahrzehnten das, was Familien heute unter dem Begriff „Erziehung“ verstehen, wesentlich mitgeprägt: die dänischen Familientherapeuten Jesper Juul und Helle Jensen. Sie haben nicht nur alte Erziehungsweisheiten über den Haufen geworfen, sondern auch eine neue Haltung verbreitet, die die Beziehungen innerhalb der Familie in den Mittelpunkt stellt. Statt Erziehen nach vorgegebenen Methoden sollen Eltern in erster Linie neugierig sein auf den kleinen Menschen, der da in der Familie groß wird. Wer ist dieser kleine Junge? Was will mir mein kleines Mädchen sagen? Kinder werden bereits als soziale Wesen geboren, sie suchen von Anfang an den Kontakt und äußern ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse. 

„Um anderen mit Interesse und Empathie begegnen zu können, brauche ich ein gutes Gefühl für mich selbst und eine Vorstellung davon, wie ich eine gute Beziehung gestalten kann“, sagt Helle Jensen. In ihren Arbeiten über die Bedeutung von Empathie betont die Psychologin, dass die „Intelligenz des Herzens“ – sprich die Empathie – tiefe Verbindungen zwischen den Menschen herstellt. Schon Neugeborene gehen in Beziehung und reagieren auf die Menschen in ihrer Umgebung. Sie verfügen vom ersten Augenblick an über soziale Kompetenzen und brauchen für eine gesunde Entwicklung weder Gehorsam noch Disziplinierung, sondern Empathie, Dialog und Verständnis. Familie

Partnerschaft und Kindererziehung sind ein lebenslanges Experimentieren, Familien sind stetig im Wandel. In allen Formen der modernen Familie heißt das Schlüsselwort immer Beziehung. Ihre Qualität entscheidet darüber, ob wir uns wohl fühlen und uns als Menschen gut entwickeln können. Daher muss Erziehung vor allem eines zum Ziel haben: liebevolle und gleichzeitig tragfähige Beziehungen.

Ehrenamtsmesse in Toblach

Sie krempeln für uns alle die Ärmel hoch und leisten in ihrer Freizeit einen wichtigen Beitrag für die Gemeinschaft: Menschen im Ehrenamt. Auf der Ehrenamtsmesse in Toblach informieren verschiedene Dienste, Vereine und Initiativen über die vielfältigen Möglichkeiten im Pustertal, ehrenamtlich aktiv zu werden.

Menschen im Ehrenamt setzen sich freiwillig für das Gemeinwohl ein, ohne dafür finanziell entlohnt zu werden – und zwar überall da, wo sie gebraucht werden: im Sportverein, bei der Freiwilligen Feuerwehr oder bei der Musikkapelle, bei der Begleitung von älteren Menschen, beim Projekt „Mami lernt Deutsch“ oder beim Fahrdienst „Essen auf Rädern“, bei der Nachbarschaftshilfe, beim Bildungsausschuss und in vielen anderen Bereichen. 

Die Arbeit von zehntausenden, ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern in Südtirol ist unbezahlbar und macht die Stärke unseres Landes erst aus. Denn zu dieser Stärke gehören – neben wirtschaftlichen Zahlen, die häufig im Vordergrund stehen – vor allen Dingen das gesellschaftliche Klima und die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen. Dafür ist das freiwillige Engagement der Bürgerinnen und Bürger von zentraler Bedeutung. Jede und jeder Einzelne von uns ist angesprochen, einen Beitrag zu leisten und unsere Gemeinschaften mitzugestalten. Kind mit Herz

Denn ganz gleich, wo sie sich engagieren, Menschen im Ehrenamt machen unsere Dörfer und Gemeinden, ja unser ganzes Land ein großes Stück lebenswerter und halten es zusammen. Das schaffen sie mit viel Einsatz und Zeit, die sie freiwillig zur Verfügung stellen, mit viel Freude daran, Gutes zu tun und immer mit einem großen Herz für die Menschen.

 

Mama macht das schon

Planen, organisieren und ständig an alles denken müssen – und die Liste der vielen To-Dos wird einfach nicht kürzer: Vor allem Mütter geraten oft in ein Hamsterrad und tragen die unsichtbare Last eines hohen Mental Load.

Von der Arbeit direkt zum Bäcker gehen und dann schnell Mittag essen kochen. Mit dem Kind Kopfrechnen üben, es zum Fußballtraining bringen und an das Geschenk für den Kindergeburtstag denken. Kontrollieren, ob sich der Termin beim Zahnarzt nicht mit dem Tag der offenen Tür in der Schule überschneidet – und wenn ja, den Termin rechtzeitig verschieben: Die Familienorganisation wird heute oft als belastend erlebt. Meistens sind es die Mütter, die sich für alles in der Familie verantwortlich fühlen, tausend Dinge gleichzeitig im Kopf haben und sich schließlich ständig müde und ausgelaugt fühlen.

Mama macht das schon? Genau mit dieser Frage beschäftigt sich die Vahrner Psychologin Monika Kompatscher. Sie erlebt in ihren Beratungsgesprächen zahlreiche Mütter, die die familiären Ansprüche als erdrückend empfinden und an der Last ihrer alltäglichen Aufgaben schwer tragen – und arbeitet mit ihnen daran, wie diese mentale Belastung reduziert werden kann. Arbeitende Mutter am TelefonDabei gelte es, den Mental Load, der sich nach und nach ins Leben schleicht, durch gezielte Reflexion sichtbar zu machen und mehr Raum für sich selbst zu schaffen, so die Psychologin. Doch wie kann das gelingen? Wenn Familienaufgaben fair aufgeteilt werden, führe dies zu größerer Wertschätzung auch für die unsichtbare Arbeit, zu mehr Vertrauen in die Vater- und Mutterrolle sowie zu weniger Konflikten. In ihrem Vortrag klärt Monika Kompatscher über „Zuvielitis“ im Familienalltag auf und geht der Frage nach, wie dieser wieder leichter werden kann.

Dritter Sektor wird aufgewertet

Die EU hat kürzlich das steuerliche Schutzschild für gemeinnützige Vereine und Organisationen in Italien genehmigt. Somit kann die Reform des Dritten Sektors endgültig umgesetzt werden.

Angesichts dieser wichtigen Änderung unterliegen die Einrichtungen des Dritten Sektors ab dem 1. Januar 2026 einem neuen Steuersystem. Das bedeutet für alle gemeinnützigen Organisationen, dass bis zum 31. März 2026 die endgültige Entscheidung ansteht, ob sie sich in das Nationale Einheitsregister des Dritten Sektors (Registro Unico Nazionale del Terzo Settore – RUNTS) eintragen lassen oder weiterhin außerhalb tätig sein wollen – womit sie allerdings jegliche steuerlichen Erleichterungen verlieren. 

Laut dem Steuerberater Wilhelm Obwexer, der die Situation der Vereine und Bildungsausschüsse gut kennt, bedeutet das konkret: Die ins RUNTS eingetragenen Vereine, die bis zu 130.000€ kommerziellen Umsatz haben, sind von jeder Mehrwertsteuer befreit oder werden nur geringfügig besteuert. In der Praxis heißt das, dass Vereine, die nicht eingetragen sind und Einnahmen durch Teilnahmegebühren oder Feste haben, eine Mehrwertsteuernummer eröffnen und Steuern bezahlen müssen wie andere gewerbliche Organisationen.

Mit der Reform des Dritten Sektors – der Kodex ist seit August 2017 in Kraft – wurden italienweit einige grundlegende Neuerungen für gemeinnützige Organisationen und Vereine wie die Bildungsausschüsse geschaffen. Mit der Neuerung möchte der Staat nicht nur das gesamte Vereinswesen und Ehrenamt in die digitale Welt holen, sondern es durch steuerliche Vorteile insgesamt aufwerten. Allerdings konnte der steuerliche Teil bisher nicht angewandt werden, da die Genehmigung der EU ausständig war. Nun hat die Europäische Kommission bestätigt, dass Steuervergünstigungen für Vereine des Dritten Sektors keine staatlichen Beihilfen sind, da ihre Tätigkeiten im allgemeinen Interesse sind und dem Gemeinwohl dienen. Damit wird der Dritte Sektor entscheidend gestärkt und das Engagement von tausenden ehrenamtlich tätigen Frauen und Männer im ganzen Land bekräftigt. 

Für weitere Informationen siehe Pressemitteilung auf der Website des Arbeitsministeriums:

 www.lavoro.gov.it/stampa-e-media/comunicati/pagine/terzo-settore-calderone-bellucci-ok-da-commissione-ue-riforma

Damit Schule allen gut tut

„In der Klasse läuft neben dem Kognitiven so Vieles ab, wir Lehrpersonen schulen die Kinder in vielerlei Kompetenzen.“

Gespräch mit einer Grundschullehrerin, Vahrn

Was war Ihre Motivation für die Fortbildung zum Thema Beziehungskompetenz?

Ich unterrichte seit über 30 Jahren. Anfangs hatte ich immer eine sehr gute Beziehung zu den Kindern, aber im Laufe der Jahre ist mir das nicht mehr so gut gelungen. Ich wollte lernen, wie ich die Beziehungen zu den Kindern stärken kann.

Warum fällt Ihnen das heute schwerer?

Früher konnte ich den Fokus viel mehr auf den Unterricht der Kinder und die Vorbereitung setzen, also auf das, was eigentlich das Hauptgeschäft in der Schule ist. Heute hat sich die Schule ziemlich verändert. Die Herausforderungen sind größer geworden. 

Welche Herausforderungen sind das?

Ich bin als Lehrperson vielfach eingeschränkt, so dass ich oft nicht angemessen auf die Bedürfnisse der Kinder reagieren kann. Wenn in der Klasse die Luft raus ist und alle müde sind, kann ich zwar spontan auf den Schulhof hinausgehen, aber nicht etwa in den Wald, um den Unterricht dort fortzusetzen. Solche Dinge müssen vorher geplant werden, der bürokratische Aufwand ist sehr groß geworden.

Was stärkt Ihrer Meinung nach die Beziehungen zu den Kindern am meisten?

Ganz klar das gemeinsame Miteinander! Erlebnisse in der Gruppe wie Ausflüge oder größere Projekte schweißen die Klasse zusammen. Wenn ich sehe, dass die Kinder mit Freude dabei sind, dann weiß ich, dass ich auf einem guten Weg bin. Dafür lohnt sich die Mühe, die man in Projekte hineinsteckt – diese Sachen bleiben den Kindern, daran erinnern sie sich noch lange.

Wer mit Freude dabei ist, der lernt auch besser?

Wer mit Freude dabei ist, blüht auf. Wenn das Miteinander und die Beziehungen zueinander stimmen, dann kommen die verschiedenen Kompetenzen der Kinder so richtig heraus – und werden entsprechend gewürdigt. So fühlt sich das einzelne Kind gesehen und wertgeschätzt. In der Klasse läuft neben dem Kognitiven so Vieles ab, wir Lehrpersonen schulen die Kinder in vielerlei Kompetenzen.

Audit „familieundberuf“

Der Bildungsweg Pustertal – BIWEP schließt als einer von 28 Südtiroler Arbeitgeber alle Phasen des Audits „familieundberuf“ erfolgreich ab.

Damit lebt BIWEP eines seiner zentralen Handlungsfelder vor: eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Verein Bildungsweg Pustertal macht sich seit vielen Jahren stark für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und wurde bereits 2014 das erste Mal mit dem Audit ausgezeichnet. „Wir haben 10 Jahre lang intensiv an diesem Prozess gearbeitet, haben die verschiedenen Stadien durchgemacht und sind jetzt am Ziel angelangt“, hält BIWEP-Vorstandsmitglied Michaela Grüner fest. Damit wolle BIWEP ein Beispiel geben für seine Mitglieder und für den gesamten Bezirk Pustertal, für die Weiterbildungsorganisationen und für all jene, die sich mit Familie beschäftigen. 

Für das BIWEP-Team heißt das konkret: Kinderkrankentage, reduzierte Öffnungszeiten in den Sommerferien oder flexible Arbeitszeitkonten. „Für mich war die Regelung der Sommerarbeitszeit besonders hilfreich“, erklärt Claudia Frenes, Mitarbeiterin bei BIWEP und Mutter von drei kleinen Kindern. „Das bedeutet, dass wir unterm Jahr versuchen, mehr Stunden aufzubauen, die wir in den Sommerferien, wenn die Kinder zu Hause sind, abbauen können.“ Logo Audit familieundberuf

Das Audit „familieundberuf“ in Südtirol ist eine Initiative der Familienagentur des Landes Südtirol in Zusammenarbeit mit der Handelskammer Bozen. Das Verfahren unterstützt Betriebe und Organisationen dabei, eine familienfreundliche Personalpolitik zu etablieren und zu fördern. Dabei wird intern ein passgenaues Konzept für die jeweilige Organisation erarbeitet, das sowohl betriebswirtschaftlich sinnvoll als auch fair gegenüber den Bedürfnissen der Beschäftigten ist. Denn die jeweiligen Lebenssituationen der Angestellten bringen unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Am Ende ist es ein Win-Win: Ein familienbewusster Arbeitsplatz nützt allen Beteiligten.

 

Best Practice in Vintl

Ein starkes Umfeld für Familien kommt allen zugute: Durch eine gelungene Zusammenarbeit mit Institutionen, Vereinen und motivierten Eltern geht die Gemeinde Vintl seit vielen Jahren mit gutem Beispiel voran.

Ein guter Blick auf die Familien und auf das, was ihnen wirklich wichtig ist – und den Blick dabei ganz klar in die Zukunft gerichtet: 

Die ehemalige Vizebürgermeisterin und Familienreferentin Viktoria Daberto hat bereits vor gut zwei Jahrzehnten flexible und langfristige Lösungen auf den Weg gebracht, um die Lebensqualität in der Gemeinde Vintl zu fördern – insbesondere für die Familien. Ihr war bewusst, dass Familien eine wichtige Bedeutung für die Entwicklung der Gemeinde haben. Zu keiner Zeit hatte sie Scheu davor, sich anzuhören, was sich die Vintler Familien wirklich wünschten und was sie als Verwalterin vielleicht übersehen hätte.

So konnte die Gemeinde Vintl bereits im Jahr 2007 auf eine Reihe von familienbewussten Angeboten zurückblicken: darunter der tägliche Besuch der Mensa für Grund- und Mittelschüler – etwas, von dem berufstätige Eltern in vielen anderen Orten im Pustertal auch im Jahr 2024 nur träumen können. Das Essen wird nach wie vor frisch vor Ort gekocht. Kinderreiche Familien werden finanziell unterstützt, in dem das dritte und jedes weitere ansässige Kind von der Schulausspeisungs- bzw. Kindergartengebühr befreit sind – sofern die älteren Geschwister den Mensadienst in Anspruch nehmen. 

Zahlreiche Projekte wurden gemeindeweit als partizipative Prozesse angeregt: so etwa die Sommerbetreuung durch die „Kinderfreunde Südtirol“, die Hausaufgabenhilfe für Mittelschüler und vor allem auch die Gründung des Eltern-Kind-Zentrums in Vintl – Letzteres mit der kontinuierlichen Begleitung von Irmgard Pörnbacher, Geschäftsführerin beim Bildungsweg Pustertal und als bestes Beispiel für den Erfolg von Elterninitiativen. 

Der Blick der Akteure war weitläufig. Er nahm demographische Statistiken genauso ernst wie den Austausch mit anderen Pustertaler Gemeinden, die sich für ihre Familien besonders stark machten. Das hat den Familien der Gemeinde Vintl günstige Chancen eröffnet, alles gut unter einen Hut zu bringen.

Gemeindebegleitung bei FamilyPlus

Gespräch mit Irmgard Pörnbacher und Elisabeth Holzer, externe Gemeindebegleiterinnen beim Audit FamilyPlus

Welche Idee steckt hinter dem Audit FamilyPlus?
I.P. FamilyPlus ist ein Zertifizierungsinstrument für familienfreundliche Gemeinden. Es wurde aus Vorarlberg von der Familienagentur importiert, wobei der Boden dafür im Pustertal bereits bereitet war – und das nicht nur in den beiden Gadertaler Gemeinden Enneberg und St. Martin in Thurn, die wir beim Audit begleiten. Wir sind mit dem Bildungsweg Pustertal in einer Organisation angesiedelt, die sich schon lange mit diesem Thema im Bezirk beschäftigt.

Was bringt es den Gemeinden, wenn sie sich zertifizieren lassen?
E.H. Das Auditverfahren betrachtet das gesamte Gemeindegeschehen durch die Brille der Familie. Der Mehrwert dabei ist, dass dadurch sichtbar wird – und durch Fakten und Zahlen belegt, was eine Gemeinde schon alles für ihre Familien macht. Das ist eine Wertschätzung für die Familienpolitik der Gemeinde. Es werden natürlich auch Lücken aufgezeigt.

Ihr agiert zwischen Familienagentur und den Gemeinden. Was sind eure Aufgaben dabei?
I.P. Wir sind als Begleiterinnen eine Art Fürsprecher für die Gemeinden. In der Modellphase haben wir versucht, das Audit mit seinen Vorgaben zu vereinfachen für die Gemeinden. Da musste viel ausgehandelt werden zwischen Familienagentur und Gemeinden, weil das Audit FamilyPlus ist ein vorgegebenes Instrument, das nur begrenzt verändert werden kann.

Da braucht es viel Verhandlungsgeschick. Was ist noch hilfreich?
E.H. Mir hat geholfen, dass ich in der Gemeindepolitik tätig war und selber Familie habe. Hilfreich ist auch, dass wir zu zweit sind und auf der Metaebene die Gespräche und Diskussionen thematisieren können.

Wie seht ihr die kommunale Familienpolitik?
I.P. Familienpolitik ist gleichwertig wiedie Wirtschaft – das ist für mich überhaupt keine Frage. Gerade in Hochtourismusgebieten wie dem Gadertal läuft das eine nicht ohne das andere. Familie muss ganz einfach überall 
mitgedacht werden.

FamilyPlus – gemeindeeigener Fingerabdruck

Wer in mehr Familienfreundlichkeit investiert, erzielt eine große Wirkung auf der gesamten Gemeindeebene.

Diese Überzeugung teilen jene 7 Gemeinden in Südtirol, welche erstmals beim Auditverfahren „FamilyPlus – Familie leben“ teilnehmen, dem neuen Programm der Familienagentur des Landes Südtirol. Familien, Kinder, Jugendliche und Senioren bilden lebendige Beziehungen und Gemeinschaften innerhalb einer Gemeinde und sind eine große Ressource. Nach einer Analyse der Ist-Situation werden Ziele und Maßnahmen für mehr Lebensqualität von Familien festgelegt, die passgenau auf den Bedarf der Gemeinde zugeschnitten werden. Externe GemeindebegleiterInnen unterstützen die Gemeinde bei der Auditierung.

Kind auf Spielplatz kopfüber auf einer SchaukelDas FamilyPlus-Team der Gemeinde analysiert folgende neun Handlungsfelder:

  1. Miteinander der Generationen, Beteiligung und Sozialkapital
  2. Gemeinde als Dienstleisterin und Arbeitgeberin
  3. Information, Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation
  4. Gesundheit und Soziales (Beratung, Hilfestellung, Betreuung und Pflege)
  5. Wohnen und Lebensraum
  6. Freizeit und Kultur
  7. Mobilität und Nahversorgung
  8. Zuwanderung und Zusammenleben
  9. Bildung und Arbeit, Vereinbarkeit Familie und Beruf
BIWEP – Bildungsweg Pustertal
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