Aktuelle Themen
Wer neugierig geworden ist und sich mit unseren Themen vertiefend auseinandersetzen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.
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„Konnte man Heimweh haben nach einem Ort, an dem man lebte, fragte Sepp sich.“
„Bergland“ von Jarka Kubsova beleuchtet die Geschichte einer Südtiroler Bergbauernfamilie über drei Generationen. Der Roman beschreibt, wie die Menschen auf den Bergbauernhöfen und im Tal mit den Veränderungen umgehen, die im Laufe der Zeit ihre Heimat prägen. Und wie manch einer hadert, weil ihm der Ort, an dem er aufgewachsen ist und bis heute lebt, ein Stück weit fremd geworden ist.
Heimat ist nicht einfach ein geografischer Ort. Heimat ist Erinnerung, Identität und Verbundenheit zu einem bestimmten Ort und den Menschen, die dort leben. Dabei ist Heimat ein lebendiger, sich ständig entwickelnder Begriff, der sowohl Stabilität als auch Wandel umfasst. Heimatpflege in Südtirol bemüht sich, die kulturelle Identität, Traditionen und das Erbe der Region zu erhalten. Das kann der Schutz von historischen Gebäuden, die Pflege von Brauchtum oder von lokaler Kunst und hiesigem Handwerk sein. Doch es geht bei der Heimatpflege nicht nur um die Förderung unserer einzigartigen Kultur, sondern vor allem auch darum, die Natur und die landschaftliche Schönheit der Region für die zukünftigen Generationen zu bewahren.
Die Veränderungen sind unübersehbar: Intensivierung der Landwirtschaft, Verlust von Artenvielfalt, teils gnadenlose Eingriffe in Natur und Landschaft, Erdrutsche oder Starkregen durch den sich abzeichnenden Klimawandel, Verkehrsprobleme, Massentourismus. Claudia Plaikner, Obfrau des Südtiroler Heimatpflegeverbands, setzt sich seit 27 Jahren dafür ein, ein Bewusstsein für die Bedeutung von Heimatpflege zu schaffen. Denn angesichts der großen Herausforderungen ist Heimatpflege und somit Schutz von Landschaft, Natur und lokalen Ressourcen wichtiger denn je.
Der Bildungsweg Pustertal – BIWEP schließt als einer von 28 Südtiroler Arbeitgeber alle Phasen des Audits „familieundberuf“ erfolgreich ab.
Damit lebt BIWEP eines seiner zentralen Handlungsfelder vor: eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Verein Bildungsweg Pustertal macht sich seit vielen Jahren stark für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und wurde bereits 2014 das erste Mal mit dem Audit ausgezeichnet. „Wir haben 10 Jahre lang intensiv an diesem Prozess gearbeitet, haben die verschiedenen Stadien durchgemacht und sind jetzt am Ziel angelangt“, hält BIWEP-Vorstandsmitglied Michaela Grüner fest. Damit wolle BIWEP ein Beispiel geben für seine Mitglieder und für den gesamten Bezirk Pustertal, für die Weiterbildungsorganisationen und für all jene, die sich mit Familie beschäftigen.
Für das BIWEP-Team heißt das konkret: Kinderkrankentage, reduzierte Öffnungszeiten in den Sommerferien oder flexible Arbeitszeitkonten. „Für mich war die Regelung der Sommerarbeitszeit besonders hilfreich“, erklärt Claudia Frenes, Mitarbeiterin bei BIWEP und Mutter von drei kleinen Kindern. „Das bedeutet, dass wir unterm Jahr versuchen, mehr Stunden aufzubauen, die wir in den Sommerferien, wenn die Kinder zu Hause sind, abbauen können.“
Das Audit „familieundberuf“ in Südtirol ist eine Initiative der Familienagentur des Landes Südtirol in Zusammenarbeit mit der Handelskammer Bozen. Das Verfahren unterstützt Betriebe und Organisationen dabei, eine familienfreundliche Personalpolitik zu etablieren und zu fördern. Dabei wird intern ein passgenaues Konzept für die jeweilige Organisation erarbeitet, das sowohl betriebswirtschaftlich sinnvoll als auch fair gegenüber den Bedürfnissen der Beschäftigten ist. Denn die jeweiligen Lebenssituationen der Angestellten bringen unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Am Ende ist es ein Win-Win: Ein familienbewusster Arbeitsplatz nützt allen Beteiligten.
Welchen Fokus setzen wir, wenn wir die Familie innerhalb ihres komplexen Umfelds in den Blick nehmen? Akteure aus Politik, Arbeitswelt und pädagogischer Praxis besprechen grundlegende Fragen zum Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Im Rahmen der Tagung „Familie systemisch betrachtet in Politik und Wirtschaft“ versammelte sich am Freitag, den 27. September im Raika Forum in Bruneck eine aktive Gemeinschaft von unterschiedlichen Beteiligten, die fest zusammen steht, wenn es um das Engagement von Familien geht. Eingeladen vom Bildungsweg Pustertal – BIWEP trafen sich Familienlandesrätin Rosmarie Pamer, Landtagsabgeordnete Waltraud Deeg, der Präsident der Bezirksgemeinschaft Robert Alexander Steger sowie Vertreter und Vertreterinnen von Pustertaler Gemeinden, die in puncto Familienfreundlichkeit mit besonders gutem Beispiel vorangehen. Es gab Einblicke in Best Practice Beispiele von anwesenden Betreuungsanbietern und Arbeitgebern. Der Verein BIWEP selbst wurde für seine familienfreundliche Personalpolitik durch eine Delegation von Handelskammer Bozen und Land Südtirol mit dem dauerhaften Zertifikat „familieundberuf“ ausgezeichnet.
Familien wirken auf Gesellschaft
Es gehe darum, die Fragen richtig herum zu stellen: Als systemischer Coach, deren Herz insbesondere für Kinder und Jugendliche schlägt, ordnete Kathia Nocker in ihrem Impulsreferat die Familie im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Gemeinden ein. Dabei sei es wichtig, nicht nur zu fragen, ob wir als Gesellschaft genug für die Familien tun, sondern auch, was Familien alles für die Gesellschaft leisten. Familie systemisch betrachtet lasse ganz klar ein Geben und Nehmen erkennen: Wenn wir etwas für Familien tun, dann sei das eigentlich ein Dienst an der Gesellschaft. Jede Familie sei ein kleines System, das gesellschaftlich wirkt und Verantwortung für das übergeordnete System trägt. Die Familie als offenes System, das sich in Richtung Gesellschaft und zum Wohle des Ganzen entwickelt, sei letztendlich das Ziel.
Gesellschaft gemeinsam gestalten
BIWEP leiste mit seiner Netzwerkarbeit in den Dörfern und Gemeinden im Pustertal bis hin zur bezirksweiten Ebene eine beeindruckende Querschnittsaufgabe, stellte Familienlandesrätin Rosmarie Pamer fest. Auch als Familienpolitikerin wolle sie sich nicht auf das eigene Ressort beschränken, sondern mit anderen zusammenarbeiten und sie an einen Tisch bringen. Eine inklusive Gesellschaft, die gemeinsam gestaltet wird, sei eine tolle Botschaft, sagte Pamer in Bezug auf den Beitrag von Kathia Nocker. Vereinbarkeit von Familie und Beruf bringe die verschiedenen Systeme zusammen, sofern diese offen sind, ergänzte Elisabeth Frenner, Gemeindereferentin für Familie in Enneberg und Vorstandsmitglied von BIWEP.
Arbeitgeber fördern Familien
Es sei ein Treffpunkt für Familien seit fast 30 Jahren, hielt Waltraud Hitthaler, Präsidentin des ELKI Bruneck fest. Zum Audit „familieundberuf“ sei sie durch ein Gespräch mit einem Unternehmer gekommen. Bis vor fünf Jahren gab es nur ehrenamtlich Beschäftigte, seither gibt es drei hauptamtliche Mitarbeiterinnen – und sie alle gemeinsam profitierten von den verschiedenen Vorteilen des Audits, für das sich das ELKI Bruneck bewusst entschieden hat.
Mit der Verleihung des dauerhaften Zertifikats „familieundberuf“ gehört BIWEP nun zu jenen 28 Arbeitgebern in Südtirol, die alle Phasen des Audits vollständig abgeschlossen haben. Auch beim Bildungsweg Pustertal war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stets ein zentrales Thema, deshalb wurde es systematisch verfolgt, so Elisabeth Frenner. Vereinbarkeit habe immer eine gesellschaftliche Dimension, betonte hingegen Alfred Aberer, Generalsekretär der Handelskammer Bozen. Aufgrund des Fachkräftemangels müsse man heute und in Zukunft mit weniger Personal auskommen und deshalb eine gute Vereinbarkeit ermöglichen. Auditorin Marlene Preims, die den Bildungsweg Pustertal beim Auditierungsverfahren über mehrere Jahre lang begleitet hat, machte deutlich, dass sie fest davon überzeugt sei, dass wir als Gesellschaft das Audit brauchen. Ihr habe gefallen, dass BIWEP so ein offenes System ist und Irmgard Pörnbacher als langjährige Geschäftsführerin es bestens verstanden habe, kontinuierlich offen zu bleiben und sich in Richtung Gesellschaft zu bewegen. BIWEP habe immer viel Wert auf Kommunikation gelegt. Vorbild zu sein in einem sozialen System sei etwas sehr Wichiges – und BIWEP sei Vorbild in vielerlei Hinsicht. Schließlich bekräftigte Heiner Nicolussi-Leck, Vorsitzender von BIWEP, dass auch der Vorstand jederzeit hinter dem Audit stand.
Vorreiter im Pustertal
Auf dem Podium stellten sich Rosmarie Pamer, Elisabeth Frenner, Bürgermeister Walter Huber und Gemeindereferentin Maria Luise Fink aus Vintl, Gemeindereferentin Sara Clara aus St. Martin in Thurn sowie Sonja Weis, Präsidentin der Kinderfreunde Südtirol den Fragen von BIWEP-Vorstandsmitglied Edith Strobl. Sie alle setzen sich seit vielen Jahren für die Familien und für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Zusammen mit verschiedenen Anbietern wie den Kinderfreunden Südtirol werde aktuell an einem Modell gearbeitet, um Ansuchen und Abrechnungen für die Sommerbetreuung zu vereinfachen, teilte die Landesrätin in Richtung der anwesenden Sommerbetreuer mit. Vorreitergemeinden wie Vintl, Enneberg und St. Martin in Thurn ermöglichen mit ihrem täglichen Mittagstisch in Grund- und Mittelschulen einen guten Spielraum für die Vereinbarkeit, fasste Rosmarie Pamer zusammen. Die Landesregierung habe sich die einheitlichen Bildungszeiten, wie sie in den drei genannten Gemeinden bereits seit Langem bestehen, zum politischen Ziel gesetzt – und sie sei überzeugt von diesem Modell.
Was weiß man vom Wasser? Wie kam es auf die Erde?
Ob die Wissenschaft letztere Frage vollständig geklärt hat oder ob das noch immer ein Geheimnis ist, das kann man in Lappach erfahren: in einem kleinen, aber außergewöhnlichen Museum, das sich ganz dem Element des Wassers widmet.
H2O – zwei Wasserstoffatome und ein Sauerstoffatom: So lautet die Formel für die wertvollste Lebensquelle unseres Planeten. Wasser ist eine Ressource, ohne die Leben nicht möglich wäre. Unsere Erde ist zu drei Vierteln mit Wasser bedeckt, das meiste davon als Salzwasser in den Meeren. Süßwasser hingegen ist selten: Vom gesamten Wasser auf der Erde sind nur etwa zwei bis drei Prozent Süßwasser. Es befindet sich als Eis in den Gletschern der beiden Pole, als Grundwasser tief unter der Erde oder – wie bei uns in den Alpen – im Gebirge.
Im Mühlwaldertal zwischen Sand in Taufers und Lappach ist das Wasser das vorherrschende Element. Dem Wasser sind mehrere Themenwege gewidmet, wobei das Museum im Widum von Lappach mit dem verheißungsvollen Namen „Magie des Wassers“ ein besonderes Highlight ist. Das 2010 eingeweihte Museum befindet sich in den alten, renovierten Kellergewölben des Widums. Es nimmt sich dem Thema Wasser nicht nur aus wissenschaftlicher Perspektive an – etwa mit einem interaktiven Modell des Mühlwaldertals mit all seinen Gebirgsquellen, sondern betrachtet auch seine „magische“ Seite: Hat Wasser ein Gedächtnis? Welche Energie steckt im Wasser? Und was hat es mit den „Zauberstäben“ auf sich, die mit Edelsteinen versehen sind und in eine Karaffe mit Wasser hineingelegt werden? Das Museum stellt die Faszination „Wasser“ mit all seinen Kräften und Geheimnissen eindrücklich dar.
Bildungsausschuss Mühlwald/Lappach
Tag der offenen Tür zum Tag der Bildungsausschüsse
Magie des Wassers
Museum im Widum Lappach
Mo 23.09.24, Führungen um 14 Uhr, 15:30 Uhr, 17 Uhr
Führungen für Gruppen nach individueller Vereinbarung das ganze Jahr über möglich
museum@muehlwaldertal.it
Ein starkes Umfeld für Familien kommt allen zugute: Durch eine gelungene Zusammenarbeit mit Institutionen, Vereinen und motivierten Eltern geht die Gemeinde Vintl seit vielen Jahren mit gutem Beispiel voran.
Ein guter Blick auf die Familien und auf das, was ihnen wirklich wichtig ist – und den Blick dabei ganz klar in die Zukunft gerichtet:
Die ehemalige Vizebürgermeisterin und Familienreferentin Viktoria Daberto hat bereits vor gut zwei Jahrzehnten flexible und langfristige Lösungen auf den Weg gebracht, um die Lebensqualität in der Gemeinde Vintl zu fördern – insbesondere für die Familien. Ihr war bewusst, dass Familien eine wichtige Bedeutung für die Entwicklung der Gemeinde haben. Zu keiner Zeit hatte sie Scheu davor, sich anzuhören, was sich die Vintler Familien wirklich wünschten und was sie als Verwalterin vielleicht übersehen hätte.
So konnte die Gemeinde Vintl bereits im Jahr 2007 auf eine Reihe von familienbewussten Angeboten zurückblicken: darunter der tägliche Besuch der Mensa für Grund- und Mittelschüler – etwas, von dem berufstätige Eltern in vielen anderen Orten im Pustertal auch im Jahr 2024 nur träumen können. Das Essen wird nach wie vor frisch vor Ort gekocht. Kinderreiche Familien werden finanziell unterstützt, in dem das dritte und jedes weitere ansässige Kind von der Schulausspeisungs- bzw. Kindergartengebühr befreit sind – sofern die älteren Geschwister den Mensadienst in Anspruch nehmen.
Zahlreiche Projekte wurden gemeindeweit als partizipative Prozesse angeregt: so etwa die Sommerbetreuung durch die „Kinderfreunde Südtirol“, die Hausaufgabenhilfe für Mittelschüler und vor allem auch die Gründung des Eltern-Kind-Zentrums in Vintl – Letzteres mit der kontinuierlichen Begleitung von Irmgard Pörnbacher, Geschäftsführerin beim Bildungsweg Pustertal und als bestes Beispiel für den Erfolg von Elterninitiativen.
Der Blick der Akteure war weitläufig. Er nahm demographische Statistiken genauso ernst wie den Austausch mit anderen Pustertaler Gemeinden, die sich für ihre Familien besonders stark machten. Das hat den Familien der Gemeinde Vintl günstige Chancen eröffnet, alles gut unter einen Hut zu bringen.
Im äußerst sehenswerten MIK – dem Museum im Kapitel in Innichen– wird die große Vergangenheit des Ortes weiterhin eindrucksvoll nacherzählt.
Das Innichner Stiftskapitel hat eine lange Geschichte: Im fernen Jahr 769 unterzeichnete in Bozen der bajuwarische Herzog Tassilo III. eine Schenkungsurkunde. Er übergab damit dem Benediktinerabt Atto das Gebiet von Welsberg bis nach Anras – unter der Auflage, hier ein Kloster zu bauen.
Als Atto 783 Bischof von Freising wurde, kam Innichen zum Hochstift Freising und verblieb dort bis zum Jahre 1803. Davon zeugt noch das Motiv im Innichner Wappen: das gekrönte Haupt eines Afrikaners, dem Freisinger Hochstifts- und Landkreiswappen. Um 1140 wurde aus dem Benediktinerkloster ein Chorherrenstift.
Das MIK stellt anhand der vier Schlüsselpersonen Atto, Otto, Peter und Joseph die Geschichte Innichens dar. Parallel dazu wird die Baugeschichte der Stiftskirche aufgezeigt – dem bedeutendsten romanischen Sakralbau im Ostalpenraum. Aber auch aktuelle Themen werden in den historischen Kontext des Stiftskapitels eingeordnet. 2024/25 stehen das Korn und der Zehent im Mittelpunkt: Weizen, Roggen, Gerste und Hafer sind in den alten Wirtschaftsbüchern des Kapitels dokumentiert und wurden dort im Kornkasten gelagert. Angebaut wurde das Korn im Tal und am Innichberg, dessen sonniger Hang noch bis ins vorige Jahrhundert schachbrettartig mit Kornfeldern übersät war. Heute wird nur noch wenig Getreide angebaut – die Kornmandln auf den Feldern und die Harpfen, auf denen einst die Garben getrocknet wurden, haben Platz gemacht für die modernen Formen des lokalen Wirtschaftens.
MIK – Museum im Kapitel
Innichen, Attostraße 2
Sommeröffnungszeiten (noch bis 21. September 2024)
Di bis Sa von 14 bis 19 Uhr
Bei jeder Entscheidung, die die Gemeinde trifft, wird Familie mitgedacht: Diese Grundhaltung, die hinter dem Gütesiegel „FamilyPlus“ steckt, spiegelt sich in Enneberg auch in der Sommerbetreuung wider.
Hinter großen Fenstern und in modernen, kindgerecht gestalteten Räumen im Kindergarten von St. Vigil wuseln auch im Sommer viele Kinder herum. Die ganz Kleinen werden ganzjährig von erfahrenen Betreuerinnen der Sozialgenossenschaft Casa Bimbo/Tagesmutter betreut. Zur Zeit sind 20 Kinder in der Kita eingeschrieben – ein Ort, an dem nach dem pädagogischen Verständnis von Maria Montessori gearbeitet wird. Die Sommerbetreuung für die Kindergartenkinder wird von den Kinderfreunden Südtirol gestaltet. Auch sie nutzen die großzügigen Gruppenräume mit den breiten Sitzfenstern und den höhlenartigen Raumwürfeln – bevor alle ins Freie stürzen und draußen Verstecken, Fangen und Vater-Mutter-Kind spielen.
Für die Enneberger Grund- und Mittelschüler bietet der Jugenddienst Gadertal tolle Ferienangebote an. Während die Jüngeren Stockbrot grillen und Hallenwände hochklettern, übernachten die Älteren im Rahmen des „Cool Summer“ in der Ütia de Pütia auf dem Würzjoch, sie lernen, wie man Tirtlan backt oder üben sich im ladinischen Rap. Auch die Sportvereine sind mit dabei: Beim Fußballcamp Richtung Pederü geht es vor malerischer Kulisse eifrig zur Sache. Bei den zwei von der Schule organisierten Sprachwochen wird hingegen der Kopfsport trainiert.
Durch das Einbinden von bestehenden Strukturen, lokalen Vereinen und Genossenschaften werden sämtliche in der Gemeinde vorhandene Ressourcen gebündelt, um das Sommerprogramm zu gestalten. Dadurch gelingt es, über neun Wochen hinweg Ferienangebote für Kinder und Jugendliche zu organisieren – wenn auch nicht durchgehend für alle Altersgruppen. Die Arbeitsgruppe „FamilyPlus Enneberg“ wird am 22. Oktober um 19:30 Uhr im Vereinshaus in St. Vigil gemeinsam mit Anbietern und Familien den Sommer evaluieren und bereits einen Ausblick auf den nächsten machen – damit Familie und Beruf in Enneberg auch weiterhin gut unter einen Hut gebracht werden.
Ausleihen statt selber kaufen – das, was seit jeher zum Wesen einer Bibliothek gehört, muss nicht nur für Bücher gelten.
Die Öffentliche Bibliothek Olang stellt in ihrer „Bibliothek der Dinge“ auch andere Gegenstände und Geräte zur Verfügung, die ausgeliehen und so gemeinschaftlich genutzt werden können.
Regenschirme und Rollkoffer für Kinder, ein Mikroskop, ein E-Book-Reader, Leselupen oder Backformen: Rund 60 Gegenstände und Geräte können in der Öffentlichen Bibliothek Olang kostenlos ausgeliehen und ausprobiert werden. Denn das dortige Angebot an Büchern, CDs, DVDs, Zeitschriften und Spielen wurde 2022 um die sogenannte „Bibliothek der Dinge“ erweitert. Dahinter steckt die Idee, verschiedene Konsumgüter im Sinne der Nachhaltigkeit miteinander zu teilen.
Statt also einen Rollkoffer für den Nachwuchs zu kaufen, der nur einmal im Jahr für den Urlaub verwendet wird, entscheidet man sich für eine gemeinschaftliche Nutzung. Das spart nicht nur Geld, sondern schont auch ökologische Ressourcen. Das Teilen von Dingen, die ohnehin selten gebraucht werden, fördert eine Lebensweise, die in jeder Hinsicht weniger verschwenderisch ist.
Begonnen habe es mit einer Vielzahl von Dingen, die für eine oder mehrere Veranstaltungen angekauft wurden und ansonsten in Kartonen im Keller ihr Dasein fristeten, berichtet Bibliotheksleiterin Doris Grüner über ihre Erfahrungen. Headsets, Tonieboxen, Tischtheater-Sets, Notenständer oder Strommessgeräte wurden in den Bestand der Öffentlichen Bibliothek Olang aufgenommen. Alle Dinge sind online auf der Webseite der Bibliothek unter der Suchfunktion recherchierbar. Die Leihgegenstände würden sehr gut angenommen: Im Jahr 2023 wurden bereits 358 Entlehnungen erzielt. Jetzt gehe es daran, die „Bibliothek der Dinge“ in Olang weiterzuentwickeln und bedarfsorientierte Angebote zu schaffen. Dabei sei auch der Platzbedarf nicht zu unterschätzen, aber da gäbe es schon einige Ideen, so Doris Grüner.
„Am meisten freut mich, wenn die Begeisterung spürbar wird.“
Interview mit Gunther Niedermair, Leiter Jugend- und Kulturzentrum UFO
Ihr habt als eine der ersten im Pustertal Ferienangebote für Kinder und Jugendliche organisiert. Wie waren die Anfänge?
Das erste Sommerprojekt, ein achtwöchiges Beschäftigungsprogramm für Jugendliche, haben wir gemeinsam mit den Sozialdiensten und den Brunecker Mittelschulen bereits 1996 organisiert. Daraus ergab sich der Wunsch nach offenen Angeboten. Ab 1997 folgten dann verschiedene Workshops im Kreativ- und Sportbereich. Das Ziel war es, kreative Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu schaffen. Wir waren sehr gespannt auf die Reaktionen, da es damals wenige Sommerangebote gab. Von Anfang an war das Projekt ein Erfolg, wir sind also im richtigen Moment damit gestartet.
Was hat sich seither geändert?
Mittlerweile ist der „Puschtra Sommer“ für Kinder der Grund- und Mittelschulen geplant. Entsprechend hat sich das Programm geändert und vergrößert. Zudem wurden die Angebote professioneller und online buchbar. Leider nimmt die Bürokratisierung ständig zu, so ist die Abrechnung mit der zuständigen Landesagentur sehr aufwändig.
Was wollt ihr mit euren Angeboten den Kindern und Jugendlichen mitgeben?
Wir wollen für Inhalte begeistern und das gelingt uns auch, da wir mit ausgebildeten Profis arbeiten, die ihr Können mit Freude vermitteln. Was wir in den letzten Jahren verstärkt haben, ist der Bereich der beruflichen Orientierung. So bieten wir in Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungszentrum und anderen Oberschulen Kurse wie Hairstyle, Zimmerer- und Metallwerkstatt, Kochen, ein Chemielabor oder Elektronikwerkstätten an.
Was ist für euch das größte Kompliment?
Am meisten freut mich, wenn die Begeisterung spürbar wird und wenn ich feststelle, dass auch neue Beziehungen entstehen. Ein Kind hat geschrieben: „Ich bin glücklich, weil ich zwei neue Freundinnen kennen gelernt habe.“ Viele erklären, dass „es toll und cool war und sie viel gelernt haben“. Kinder und Jugendliche wollen lernen und sind dankbar, wenn sie dabei gut begleitet und gefördert werden.
„Super, dass wir uns bei der Kita nicht fragen müssen: Wo tun wir das Kind hin im Sommer?“
Gespräch mit einer Mutter von drei Kindern im Alter von 7, 5 und 2 Jahren
Du bist berufstätig und in deinem Alltag wirbeln drei kleine Kinder um dich herum: Wie gut passt das unter einen Hut?
Ich arbeite in Teilzeit und mein Mann hilft sehr viel mit. Wir haben die Großeltern im Haus, die auch spontan einspringen können. Außerdem sind die Kleineren im Kindergarten und in der Kita betreut und der Große geht in die Schule.
Könntest du ohne dieses private Netzwerk auch arbeiten gehen?
Das weiß ich nicht. Der Große kommt ja oft ohne Mittagessen nach Hause. Das wird entweder von mir, meinem Mann oder den Großeltern übernommen. Im Kindergarten bekommen sie jeden Tag ein Mittagessen und sind es gewohnt, dass es bis halb drei geht. In der Kita genauso: Wenn ich die Kleine um 13:30 Uhr abhole, hat sie schon zu Mittag gegessen und Mittagsschlaf gemacht. In der Schule geht es aber wieder ein paar Schritte zurück.
Was würde deiner Meinung nach die Vereinbarkeit einfacher machen?
Jeden Tag ein bisschen länger in der Schule, also bis 14:30 Uhr wäre ideal – dann kann man den Tag noch gemeinsam gestalten. Und dass sie jeden Tag ein Mittagessen in der Schule bekommen. Das wäre etwas, das mir und vielen anderen Müttern den Alltag mega erleichtern würde.
Wie habt ihr die Sommerferien organisiert?
Wir haben die größeren Kinder beide zusammen sieben Wochen lang an drei verschiedenen Orten angemeldet. Ich habe mir Anfang Februar um Mitternacht den Wecker gestellt, um die Kinder einzuschreiben – unsere Wunschplätze in der Nähe haben wir leider nicht bekommen. Man muss viel planen und denken, weil im Winter muss der ganze Sommer schon organsiert sein.
Die Kita hingegen hat das ganze Jahr über geöffnet.
Das finde ich super, weil für die Kleinen ist es immer sehr anstrengend, sich wieder an etwas Neues gewöhnen zu müssen. Wir haben Glück gehabt, dass wir einen Platz in der Kita gekriegt haben. Für einen Kitaplatz muss man angeben, wo und wieviel man arbeitet, sonst steht man ganz am Schluss auf der Liste. Das ist eine Zwickmühle für Mamis, die wieder arbeiten gehen wollen.
Ein Mensch wird nicht durch seine individuellen Beeinträchtigungen, sondern durch gesellschaftliche Barrieren und Benachteiligungen behindert.
Auf dieser Haltung basiert die UN-Konvention für Menschen mit Behinderung, die von ltalien am 3. März 2009 ratifiziert wurde.
Der AEB-Aktive Eltern von Menschen mit Behinderung VFG ist ein Betroffenen- und Selbsthilfeverband, der seit 1979 in Südtirol aktiv ist. Sich gegenseitig Mut machen, Erfahrungen austauschen und Probleme gemeinsam lösen, das ist das Credo, nach dem die Beteiligten handeln und sich aktiv in Politik und Gesellschaft einbringen. Die gemeinsame Aufgabe ist es, gegen Diskriminierungen aktiv zu werden, um eine gleichberechtigte soziale Teilhabe zu realisieren.
Dem Recht auf Teilhabe liegt der lnklusionsgedanke zugrunde. lnklusion im Gegensatz zu Integration meint, lndividuen nicht an Lebensbereiche anzupassen, sondern die Lebensbereiche so zu verändern, dass Menschen einbezogen werden können.
Ein zweiter Anspruch, der die gesamte UN-Konvention durchzieht, wird durch das Recht auf Selbstbestimmung formuliert, unabhängig vom Schweregrad der Beeinträchtigung und der Lebenssituation. Selbstbestimmung ist dabei unteilbar!
Neben der Teilhabe und Selbstbestimmung bilden der Anspruch auf einen angemessenen Lebensstandard und das Recht auf gesellschaftliche Wertschätzung das Fundament der UN-Behindertenrechtskonvention.
Ein Beispiel von lnklusion im Pustertal ist ,,Hond in Hond - Freizeit mitnondo", ursprünglich ein Projekt der Sozialdienste der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, welches ab dem Schuljahr 2014/15 auch im Pustertal umgesetzt wird.
Jeweils zwei Oberschüler:innen schließen sich zu einem Team zusammen und gestalten während des Schuljahres mit einem Heranwachsenden mit Behinderung oder Migrationshintergrund mindestens einmal im Monat einige Stunden an Freizeit. Wie oft, wo, wann, was und weitere Fragen werden mit den Oberschülern und Oberschülerinnen, den Kindern/Jugendlichen und deren Eltern beim ersten Treffen gemeinsam besprochen.
Mehr Infos zu Projekten und Betreuungsangeboten unter info@a-eb.net
Das Pustertal bietet Bildungserlebnisse der ganz besonderen Art. Zahlreiche sehenswerte Initiativen der Bildungsausschüsse ermöglichen es uns, in Pustertaler Orten in unsere Kulturgeschichte einzutauchen.
Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heiteren Stunden nur: Der Bildungsausschuss St. Lorenzen hat sich auf die Spuren der vielen örtlichen Sonnenuhren begeben, insgesamt 29 – die meisten davon auf altehrwürdigen Gehöften, aber einige auch auf neueren Bauten als moderne Versionen. Sonnenuhren sind alte Kulturdokumente und Ausdruck jahrhundertealter Beobachtungs- und Erfindungsgabe des Menschen – und jede für sich ist auf ihre Weise schön und einzigartig.
Auch in Bruneck bewahren Vereine die geschichtlich bedeutsame Vergangenheit und Zeugnisse alter Kulturgüter – wie der Bildungsausschuss St. Georgen. Gemeinsam mit der Foto- und Archivgruppe haben sich viele Engagierte auf archäologische Suche begeben. Dabei herausgekommen ist ein eindrucksvoller Themenweg über die früheste Siedlungsgeschichte.
Die noch erhaltene Finanzkaserne in St. Peter im Ahrntal steht wenige Meter entfernt von der Hauptstraße und ist trotzdem beinahe unsichtbar. Der Bildungsausschuss hat die vielen Geschichten der Zeitzeugen für die Nachwelt in einem Dokumentarfilm festgehalten: von einer in den 1920er Jahren erbauten italienischen Kaserne über eine Schule unter dem Nationalsozialismus bis hin zur Finanzkaserne in den Bombenjahren Anfang 1960.
Das Haus Wassermann in Niederdorf präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Bildungsausschuss zahlreiche Originale von alten Gasthäusern und Heilbädern. Faszinierende Themen sind zudem der frühe Alpinismus und das um 1900 bereits gut ausgebaute öffentliche Schienennetz. Die österreichische Hauptstadt Wien war dadurch nur noch eine Tagesreise entfernt.
Menschen vor Ort tragen mit ihrem Engagement dazu bei, immer wieder neue Bildungsorte zu schaffen.
Der Bildungsweg Pustertal – BIWEP macht sich im Rahmen einer internen Schulung auf den Weg, die eigenen Tätigkeiten und Dienste als Teil eines komplexen Ganzen einzuordnen: Familienbildung oder familienfreundliche Gemeinden und Betriebe durch die systemische Brille zu betrachten – was bedeutet das?
Ähnlich wie eine Zelle der kleinste Baustein eines Organismus ist, ist die Familie die kleinste Einheit der Gesellschaft. Sie bildet den Ursprung, aus dem andere soziale Strukturen und Beziehungen entstehen. Die „Gesundheit“ einer Gesellschaft hängt daher maßgeblich auch von der „Gesundheit“ ihrer Familien ab. Aus diesem Grund muss es uns als Gesellschaft ein Anliegen sein, das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Familie und Gesellschaft zu stärken und gleichzeitig Familien darin zu befähigen, Verantwortung auch im Sinne der Gesellschaft zu übernehmen. Familienleben, Begleitung und Erziehung der jüngeren Generation findet auch in Hinblick einer gesunden gesellschaftlichen Entwicklung statt. Denn schlussendlich wünschen sich alle Eltern, dass ihre Kinder und Kindeskinder in einer „gesunden“ Gesellschaft aufwachsen können – und dahingehend kann jede Familie bereits heute ihren individuellen Beitrag leisten.
Systemisches Denken und Handeln bedeutet für BIWEP, die komplexen Zusammenhänge des gesellschaftlichen Umfelds zu verstehen, sie einzuordnen und den Nutzen der eigenen Tätigkeiten und Dienste für die Gesellschaft zu überprüfen: Schule, Arbeitswelt, Wohnort und Gemeinden sind Lebensbereiche, die für Familien wesentlich sind. Ob Familien und Gesellschaft sich gut entwickeln können, hängt davon ab, wie gut diese Lebensbereiche aufeinander abgestimmt sind und wie gut sie miteinander kommunizieren. Die eigene Lebenswelt möglichst generationengerecht, Betriebe und Gemeinden familienfreundlich denken und sich gemeinsam durch Partizipation von Vielen auf den Weg dorthin machen – dieses Ziel verfolgt BIWEP.
Warum neu kaufen? Dass es auch anders geht, zeigen uns die insgesamt neun Repair Cafés, die für das erste Halbjahr 2024 im Raum Pustertal geplant wurden und bei denen es die Gelegenheit gibt, kaputte Dinge flicken, löten, schleifen und wieder gerade biegen zu lassen.
Vom ferngesteuerten Rennauto über die zerfledderten Harry-Potter-Bände, von der stumpfen Küchenschere bis zur guten Jacke mit dem abgewetzten Kragen: alles ist reparierbar. Die weltweite Repair Cafè-Bewegung, die ihren Ursprung 2009 in den Niederlanden hat, feiert in diesem Jahr ihr 15jähriges Bestehen. Sie steht für einen anderen Konsum und für eine Lebensweise, die Ressourcen schont und ökologisch vertretbar ist – und sie stößt auch im Pustertal auf zunehmendes Interesse.
Repair Cafés sind ein Zeichen der Zeit. Sie sind eine Kritik am Kapitalismus, der mit überteuerten Ersatzteilen, verklebten Gehäusen oder fest verbauten Akkus dafür sorgt, dass defekte Geräte nicht mehr repariert werden, sondern als Elektroschrott millionenfach im Müll landen.
Diese verschwenderische Praxis bekommt nun auch seitens der Politik kräftig Gegenwind: Ende April 2024 hat das EU-Parlament grünes Licht für das „Recht auf Reparatur“ gegeben. Künftig sollen also gesetzliche Vorgaben die Hersteller dazu veranlassen, langlebige und reparierbare Geräte auf den Markt zu bringen. Denn reparieren statt wegwerfen bedeutet wieder umdenken, um Gutes zu bewahren und es so lange wie möglich zu erhalten. Genau das zeigen uns die vielen geschickten Hände und kreativen Köpfe bei den Repair Cafés.
In puncto Familienfreundlichkeit ist der Bildungsweg Pustertal, kurz BIWEP, ein Vorzeigeunternehmen.
Seit vielen Jahren ist die Vernetzungs- und Koordinierungsstelle mit Beratungs- und Bildungstätigkeit mit dem Audit familieundberuf ausgezeichnet. „Unsere Netzwerkarbeit für Familien, Vereine, Gemeinden und Betriebe erfordert große Flexibilität. Daher ist uns die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders wichtig”, so Geschäftsführerin Irmgard Pörnbacher und Elisabeth Frenner, stellvertretende BIWEP-Vorsitzende. „Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zentrales Geschäftsthema unseres Vereins. Wir leben es vor.“
Die Tätigkeit des BIWEP umfasst die Stärkung der Familienkompetenzen (Familienbildung und Familienselbsthilfe), die Schaffung einer familienfreundlichen Lebens- und Berufsumgebung und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Familienleben in den Pustertaler Gemeinden (Bündnis für Familie). Der Einsatz gilt einer zukunftsfähigen Lebenswelt für alle Generationen. Das Ziel der Zertifizierung ist, bestehende familienfreundliche Maßnahmen zu festigen und kontinuierlich zu verbessern, um motivierte und leistungsbereite Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Organisation zu erhalten. Schon die Ist-Situation des Bildungswegs Pustertal ist viel versprechend. Die Jahresarbeitszeit wird an die Schul- und Ferienzeiten angepasst, Arbeitszeiten sind flexibel, das Mitarbeiterhandbuch der Maßnahmen wird laufend angepasst, die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Führungsaufgaben, die Verbesserung der Freistellung bei Krankheit der Kinder wurde umgesetzt. Zusätzlich will man sich noch weiter verbessern, etwa durch die Weiterentwicklung der lebensphasenorientierten Arbeitszeitgestaltung, weiterer Flexibilisierung der Arbeitszeiten, Stärkung der Zusammenarbeit im Team und Ausbau der Kommunikation über Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach innen und außen.
„Die Vereinbarkeit soll kein Nice-to-have sein, sondern ein Standard, den wir tagtäglich leben.“
Claudia Dariz
„Junge Eltern wollen arbeiten“, sagt Claudia Dariz in einem Beitrag des Südtirol Magazins vom 2. November vergangenen Jahres auf Rai Südtirol. „Es ist für uns eine Pflicht, ihnen entgegen zu kommen.“ Als Auditorin für das Zertifikat „familieundberuf“ begleitet sie Betriebe und Organisationen in ganz Südtirol auf ihrem Weg zu einer familienbewussten Personalpolitik. Dabei wird intern ein passgenaues Konzept für die jeweilige Organisation erarbeitet, das sowohl betriebswirtschaftlich sinnvoll als auch fair gegenüber den Bedürfnissen der Beschäftigten ist. Denn die jeweiligen Lebenssituationen der Angestellten bringen unterschiedliche Herausforderungen mit sich. So sind besonders Eltern von kleinen Kindern häufig mit großen Belastungen konfrontiert: kranke Kinder, kurze Nächte, lange Ferien, ausgebuchte Sommercamps, fehlende Nachmittagsbetreuung. Dies alles mit der eigenen Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, verlangt den Eltern viel ab. Auch Menschen, die sich neben ihrer Arbeit einer pflegebedürftigen Person zu Hause widmen, brauchen entsprechend faire Arbeitsbedingungen.
Ein familienbewusster Arbeitsplatz nützt allen Beteiligten – so auch beim Bildungsweg Pustertal. Der Verein macht sich stark für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und ist seit vielen Jahren selbst mit dem Audit „familieundberuf“ ausgezeichnet. Für das BIWEP-Team heißt das konkret: Kinderkrankentage, reduzierte Öffnungszeiten in den Sommerferien oder Arbeitszeitkonten. „Wir bauen über das ganze Jahr Überstunden auf – zum Beispiel in hektischen Zeiten im Büro. Aber diese Überstunden können wir in der Ferienzeit wieder abbauen“, erklärt eine BIWEP-Mitarbeiterin im oben genannten Fernsehbeitrag. „Dadurch ist diese Regelung ein Win-Win für beide Seiten.“
Gespräch mit Irmgard Pörnbacher und Elisabeth Holzer, externe Gemeindebegleiterinnen beim Audit FamilyPlus
Welche Idee steckt hinter dem Audit FamilyPlus?
I.P. FamilyPlus ist ein Zertifizierungsinstrument für familienfreundliche Gemeinden. Es wurde aus Vorarlberg von der Familienagentur importiert, wobei der Boden dafür im Pustertal bereits bereitet war – und das nicht nur in den beiden Gadertaler Gemeinden Enneberg und St. Martin in Thurn, die wir beim Audit begleiten. Wir sind mit dem Bildungsweg Pustertal in einer Organisation angesiedelt, die sich schon lange mit diesem Thema im Bezirk beschäftigt.
Was bringt es den Gemeinden, wenn sie sich zertifizieren lassen?
E.H. Das Auditverfahren betrachtet das gesamte Gemeindegeschehen durch die Brille der Familie. Der Mehrwert dabei ist, dass dadurch sichtbar wird – und durch Fakten und Zahlen belegt, was eine Gemeinde schon alles für ihre Familien macht. Das ist eine Wertschätzung für die Familienpolitik der Gemeinde. Es werden natürlich auch Lücken aufgezeigt.
Ihr agiert zwischen Familienagentur und den Gemeinden. Was sind eure Aufgaben dabei?
I.P. Wir sind als Begleiterinnen eine Art Fürsprecher für die Gemeinden. In der Modellphase haben wir versucht, das Audit mit seinen Vorgaben zu vereinfachen für die Gemeinden. Da musste viel ausgehandelt werden zwischen Familienagentur und Gemeinden, weil das Audit FamilyPlus ist ein vorgegebenes Instrument, das nur begrenzt verändert werden kann.
Da braucht es viel Verhandlungsgeschick. Was ist noch hilfreich?
E.H. Mir hat geholfen, dass ich in der Gemeindepolitik tätig war und selber Familie habe. Hilfreich ist auch, dass wir zu zweit sind und auf der Metaebene die Gespräche und Diskussionen thematisieren können.
Wie seht ihr die kommunale Familienpolitik?
I.P. Familienpolitik ist gleichwertig wiedie Wirtschaft – das ist für mich überhaupt keine Frage. Gerade in Hochtourismusgebieten wie dem Gadertal läuft das eine nicht ohne das andere. Familie muss ganz einfach überall mitgedacht werden.
Charta zur Qualität familienergänzender Betreuung
In einer gemeinsam abgesegneten Charta haben die Mitglieder des Netzwerk Kinderzeit grundsätzliche Richtlinien für eine qualitativ gute Kinderbetreuung definiert. Die Bedürfnisse des Kindes ziehen sich durch das gesamte Programm und stehen dabei stets im Zentrum.
Chancengleichheit fördern
Familienergänzende Kinderbetreuung fördert die Chancengleichheit von Kindern unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft, Sprache, Religion und beider Geschlechter. Sie wertschätzt Vielfalt und schafft ein Klima der Toleranz gegenüber Kindern, Eltern und Erziehenden und gegenüber der Umwelt.
Die Angebote stehen grundsätzlich allen Kindern offen und sind für die Eltern finanziell tragbar. Sie nehmen Rücksicht auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen.
Mit Partnern zusammenarbeiten
Familienergänzende Kinderbetreuung ist Teil eines umfassenden Erziehungs- und Bildungsprozesses, der mit der Geburt eines Kindes beginnt und in den Eltern, Erziehende, Lehrkräfte und andere Fachpersonen eingebunden sind. Einrichtungen der familienergänzenden Kinderbetreuung suchen und fördern die Zusammenarbeit mit allen an der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft Beteiligten sowie mit Behörden und dem Gemeinwesen.
Wer in mehr Familienfreundlichkeit investiert, erzielt eine große Wirkung auf der gesamten Gemeindeebene.
Diese Überzeugung teilen jene 7 Gemeinden in Südtirol, welche erstmals beim Auditverfahren „FamilyPlus – Familie leben“ teilnehmen, dem neuen Programm der Familienagentur des Landes Südtirol. Familien, Kinder, Jugendliche und Senioren bilden lebendige Beziehungen und Gemeinschaften innerhalb einer Gemeinde und sind eine große Ressource. Nach einer Analyse der Ist-Situation werden Ziele und Maßnahmen für mehr Lebensqualität von Familien festgelegt, die passgenau auf den Bedarf der Gemeinde zugeschnitten werden. Externe GemeindebegleiterInnen unterstützen die Gemeinde bei der Auditierung.
Das FamilyPlus-Team der Gemeinde analysiert folgende neun Handlungsfelder: