Aktuelle Themen

Wer neugierig geworden ist und sich mit unseren Themen vertiefend auseinandersetzen möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.

Save the date: Fr 27.09.24

Wir freuen uns auf rege Teilnahme!

Erlebnisreiche Kinderzeit in Enneberg

Bei jeder Entscheidung, die die Gemeinde trifft, wird Familie mitgedacht: Diese Grundhaltung, die hinter dem Gütesiegel „FamilyPlus“ steckt, spiegelt sich in Enneberg auch in der Sommerbetreuung wider.

Hinter großen Fenstern und in modernen, kindgerecht gestalteten Räumen im Kindergarten von St. Vigil wuseln auch im Sommer viele Kinder herum. Die ganz Kleinen werden ganzjährig von erfahrenen Betreuerinnen der Sozialgenossenschaft Casa Bimbo/Tagesmutter betreut. Zur Zeit sind 20 Kinder in der Kita eingeschrieben – ein Ort, an dem nach dem pädagogischen Verständnis von Maria Montessori gearbeitet wird. Die Sommerbetreuung für die Kindergartenkinder wird von den Kinderfreunden Südtirol gestaltet. Auch sie nutzen die großzügigen Gruppenräume mit den breiten Sitzfenstern und den höhlenartigen Raumwürfeln – bevor alle ins Freie stürzen und draußen Verstecken, Fangen und Vater-Mutter-Kind spielen.

FußballFür die Enneberger Grund- und Mittelschüler bietet der Jugenddienst Gadertal tolle Ferienangebote an. Während die Jüngeren Stockbrot grillen und Hallenwände hochklettern, übernachten die Älteren im Rahmen des „Cool Summer“ in der Ütia de Pütia auf dem Würzjoch, sie lernen, wie man Tirtlan backt oder üben sich im ladinischen Rap. Auch die Sportvereine sind mit dabei: Beim Fußballcamp Richtung Pederü geht es vor malerischer Kulisse eifrig zur Sache. Bei den zwei von der Schule organisierten Sprachwochen wird hingegen der Kopfsport trainiert.

Durch das Einbinden von bestehenden Strukturen, lokalen Vereinen und Genossenschaften werden sämtliche in der Gemeinde vorhandene Ressourcen gebündelt, um das Sommerprogramm zu gestalten. Dadurch gelingt es, über neun Wochen hinweg Ferienangebote für Kinder und Jugendliche zu organisieren – wenn auch nicht durchgehend für alle Altersgruppen. Die Arbeitsgruppe „FamilyPlus Enneberg“ wird am 22. Oktober um 19:30 Uhr im Vereinshaus in St. Vigil gemeinsam mit Anbietern und Familien den Sommer evaluieren und bereits einen Ausblick auf den nächsten machen – damit Familie und Beruf in Enneberg auch weiterhin gut unter einen Hut gebracht werden.

Die Bibliothek der Dinge

Ausleihen statt selber kaufen – das, was seit jeher zum Wesen einer Bibliothek gehört, muss nicht nur für Bücher gelten.

Die Öffentliche Bibliothek Olang stellt in ihrer „Bibliothek der Dinge“ auch andere Gegenstände und Geräte zur Verfügung, die ausgeliehen und so gemeinschaftlich genutzt werden können.
Regenschirme und Rollkoffer für Kinder, ein Mikroskop, ein E-Book-Reader, Leselupen oder Backformen: Rund 60 Gegenstände und Geräte können in der Öffentlichen Bibliothek Olang kostenlos ausgeliehen und ausprobiert werden. Denn das dortige Angebot an Büchern, CDs, DVDs, Zeitschriften und Spielen wurde 2022 um die sogenannte „Bibliothek der Dinge“ erweitert. Dahinter steckt die Idee, verschiedene Konsumgüter im Sinne der Nachhaltigkeit miteinander zu teilen. 

KofferStatt also einen Rollkoffer für den Nachwuchs zu kaufen, der nur einmal im Jahr für den Urlaub verwendet wird, entscheidet man sich für eine gemeinschaftliche Nutzung. Das spart nicht nur Geld, sondern schont auch ökologische Ressourcen. Das Teilen von Dingen, die ohnehin selten gebraucht werden, fördert eine Lebensweise, die in jeder Hinsicht weniger verschwenderisch ist.

Begonnen habe es mit einer Vielzahl von Dingen, die für eine oder mehrere Veranstaltungen angekauft wurden und ansonsten in Kartonen im Keller ihr Dasein fristeten, berichtet Bibliotheksleiterin Doris Grüner über ihre Erfahrungen. Headsets, Tonieboxen, Tischtheater-Sets, Notenständer oder Strommessgeräte wurden in den Bestand der Öffentlichen Bibliothek Olang aufgenommen. Alle Dinge sind online auf der Webseite der Bibliothek unter der Suchfunktion recherchierbar. Die Leihgegenstände würden sehr gut angenommen: Im Jahr 2023 wurden bereits 358 Entlehnungen erzielt. Jetzt gehe es daran, die „Bibliothek der Dinge“ in Olang weiterzuentwickeln und bedarfsorientierte Angebote zu schaffen. Dabei sei auch der Platzbedarf nicht zu unterschätzen, aber da gäbe es schon einige Ideen, so Doris Grüner.

„Puschtra Sommer“ im UFO

„Am meisten freut mich, wenn die Begeisterung spürbar wird.“

Interview mit Gunther Niedermair, Leiter Jugend- und Kulturzentrum UFO

Ihr habt als eine der ersten im Pustertal Ferienangebote für Kinder und Jugendliche organisiert. Wie waren die Anfänge?

Das erste Sommerprojekt, ein achtwöchiges Beschäftigungsprogramm für Jugendliche, haben wir gemeinsam mit den Sozialdiensten und den Brunecker Mittelschulen bereits 1996 organisiert. Daraus ergab sich der Wunsch nach offenen Angeboten. Ab 1997 folgten dann verschiedene Workshops im Kreativ- und Sportbereich. Das Ziel war es, kreative Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zu schaffen. Wir waren sehr gespannt auf die Reaktionen, da es damals wenige Sommerangebote gab. Von Anfang an war das Projekt ein Erfolg, wir sind also im richtigen Moment damit gestartet.

Was hat sich seither geändert?

Mittlerweile ist der „Puschtra Sommer“ für Kinder der Grund- und Mittelschulen geplant. Entsprechend hat sich das Programm geändert und vergrößert. Zudem wurden die Angebote professioneller und online buchbar. Leider nimmt die Bürokratisierung ständig zu, so ist die Abrechnung mit der zuständigen Landesagentur sehr aufwändig.

Was wollt ihr mit euren Angeboten den Kindern und Jugendlichen mitgeben?

Wir wollen für Inhalte begeistern und das gelingt uns auch, da wir mit ausgebildeten Profis arbeiten, die ihr Können mit Freude vermitteln. Was wir in den letzten Jahren verstärkt haben, ist der Bereich der beruflichen Orientierung. So bieten wir in Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungszentrum und anderen Oberschulen Kurse wie Hairstyle, Zimmerer- und Metallwerkstatt, Kochen, ein Chemielabor oder Elektronikwerkstätten an.

Was ist für euch das größte Kompliment?

Am meisten freut mich, wenn die Begeisterung spürbar wird und wenn ich feststelle, dass auch neue Beziehungen entstehen. Ein Kind hat geschrieben: „Ich bin glücklich, weil ich zwei neue Freundinnen kennen gelernt habe.“ Viele erklären, dass „es toll und cool war und sie viel gelernt haben“. Kinder und Jugendliche wollen lernen und sind dankbar, wenn sie dabei gut begleitet und gefördert werden.

Viel Planung und eine Portion Glück

„Super, dass wir uns bei der Kita nicht fragen müssen: Wo tun wir das Kind hin im Sommer?“

Gespräch mit einer Mutter von drei Kindern im Alter von 7, 5 und 2 Jahren

Du bist berufstätig und in deinem Alltag wirbeln drei kleine Kinder um dich herum: Wie gut passt das unter einen Hut?
Ich arbeite in Teilzeit und mein Mann hilft sehr viel mit. Wir haben die Großeltern im Haus, die auch spontan einspringen können. Außerdem sind die Kleineren im Kindergarten und in der Kita betreut und der Große geht in die Schule.

Könntest du ohne dieses private Netzwerk auch arbeiten gehen?

 

Das weiß ich nicht. Der Große kommt ja oft ohne Mittagessen nach Hause. Das wird entweder von mir, meinem Mann oder den Großeltern übernommen. Im Kindergarten bekommen sie jeden Tag ein Mittagessen und sind es gewohnt, dass es bis halb drei geht. In der Kita genauso: Wenn ich die Kleine um 13:30 Uhr abhole, hat sie schon zu Mittag gegessen und Mittagsschlaf gemacht. In der Schule geht es aber wieder ein paar Schritte zurück.

Was würde deiner Meinung nach die Vereinbarkeit einfacher machen?

Jeden Tag ein bisschen länger in der Schule, also bis 14:30 Uhr wäre ideal – dann kann man den Tag noch gemeinsam gestalten. Und dass sie jeden Tag ein Mittagessen in der Schule bekommen. Das wäre etwas, das mir und vielen anderen Müttern den Alltag mega erleichtern würde.

Wie habt ihr die Sommerferien organisiert?

Wir haben die größeren Kinder beide zusammen sieben Wochen lang an drei verschiedenen Orten angemeldet. Ich habe mir Anfang Februar um Mitternacht den Wecker gestellt, um die Kinder einzuschreiben – unsere Wunschplätze in der Nähe haben wir leider nicht bekommen. Man muss viel planen und denken, weil im Winter muss der ganze Sommer schon organsiert sein.

Die Kita hingegen hat das ganze Jahr über geöffnet.

Das finde ich super, weil für die Kleinen ist es immer sehr anstrengend, sich wieder an etwas Neues gewöhnen zu müssen. Wir haben Glück gehabt, dass wir einen Platz in der Kita gekriegt haben. Für einen Kitaplatz muss man angeben, wo und wieviel man arbeitet, sonst steht man ganz am Schluss auf der Liste. Das ist eine Zwickmühle für Mamis, die wieder arbeiten gehen wollen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Ein Mensch wird nicht durch seine indi­viduellen Beeinträchtigungen, sondern durch gesellschaftliche Barrieren und Benachteiligungen behindert.

Auf dieser Haltung basiert die UN-Konvention für Menschen mit Behinderung, die von lta­lien am 3. März 2009 ratifiziert wurde.

Der AEB-Aktive Eltern von Menschen mit Behinderung VFG ist ein Betroffe­nen- und Selbsthilfeverband, der seit 1979 in Südtirol aktiv ist. Sich gegen­seitig Mut machen, Erfahrungen austauschen und Probleme gemeinsam lösen, das ist das Credo, nach dem die Beteiligten handeln und sich aktiv in Politik und Gesellschaft einbringen. Die gemeinsame Aufgabe ist es, gegen Dis­kriminierungen aktiv zu werden, um eine gleichberechtigte soziale Teilhabe zu realisieren.

Dem Recht auf Teilhabe liegt der lnklu­sionsgedanke zugrunde. lnklusion im Gegensatz zu Integration meint, lndi­viduen nicht an Lebensbereiche anzu­passen, sondern die Lebensbereiche so zu verändern, dass Menschen einbezo­gen werden können.

Ein zweiter Anspruch, der die gesamte UN-Konvention durchzieht, wird durch das Recht auf Selbstbestimmung for­muliert, unabhängig vom Schweregrad der Beeinträchtigung und der Lebens­situation. Selbstbestimmung ist dabei unteilbar!

Neben der Teilhabe und Selbstbestim­mung bilden der Anspruch auf einen angemessenen Lebensstandard und das Recht auf gesellschaftliche Wert­schätzung das Fundament der UN-Behindertenrechtskonvention.

Ein Beispiel von lnklusion im Pustertal ist ,,Hond in Hond - Freizeit mitnondo", ursprünglich ein Projekt der Sozial­dienste der Bezirksgemeinschaft Vinschgau, welches ab dem Schuljahr 2014/15 auch im Pustertal umgesetzt wird.

Jeweils zwei Oberschüler:innen schlie­ßen sich zu einem Team zusammen und gestalten während des Schuljah­res mit einem Heranwachsenden mit Behinderung oder Migrationshintergrund mindestens einmal im Monat einige Stunden an Freizeit. Wie oft, wo, wann, was und weitere Fragen werden mit den Oberschülern und Oberschüle­rinnen, den Kindern/Jugendlichen und deren Eltern beim ersten Treffen ge­meinsam besprochen.

Mehr Infos zu Projekten und Betreu­ungsangeboten unter info@a-eb.net

Bildungssommer im Pustertal

Das Pustertal bietet Bildungserlebnisse der ganz besonderen Art. Zahlreiche sehenswerte Initiativen der Bildungsausschüsse ermöglichen es uns, in Pustertaler Orten in unsere Kulturgeschichte einzutauchen.

Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die heiteren Stunden nur: Der Bildungsausschuss St. Lorenzen hat sich auf die Spuren der vielen örtlichen Sonnenuhren begeben, insgesamt 29 – die meisten davon auf altehrwürdigen Gehöften, aber einige auch auf neueren Bauten als moderne Versionen. Sonnenuhren sind alte Kulturdokumente und Ausdruck jahrhundertealter Beobachtungs- und Erfindungsgabe des Menschen – und jede für sich ist auf ihre Weise schön und einzigartig.

Auch in Bruneck bewahren Vereine die geschichtlich bedeutsame Vergangenheit und Zeugnisse alter Kulturgüter – wie der Bildungsausschuss St. Georgen. Gemeinsam mit der Foto- und Archivgruppe haben sich viele Engagierte auf archäologische Suche begeben. Dabei herausgekommen ist ein eindrucksvoller Themenweg über die früheste Siedlungsgeschichte.

KirchturmDie noch erhaltene Finanzkaserne in St. Peter im Ahrntal steht wenige Meter entfernt von der Hauptstraße und ist trotzdem beinahe unsichtbar. Der Bildungsausschuss hat die vielen Geschichten der Zeitzeugen für die Nachwelt in einem Dokumentarfilm festgehalten: von einer in den 1920er Jahren erbauten italienischen Kaserne über eine Schule unter dem Nationalsozialismus bis hin zur Finanzkaserne in den Bombenjahren Anfang 1960.

Das Haus Wassermann in Niederdorf präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Bildungsausschuss zahlreiche Originale von alten Gasthäusern und Heilbädern. Faszinierende Themen sind zudem der frühe Alpinismus und das um 1900 bereits gut ausgebaute öffentliche Schienennetz. Die österreichische Hauptstadt Wien war dadurch nur noch eine Tagesreise entfernt.

Menschen vor Ort tragen mit ihrem Engagement dazu bei, immer wieder neue Bildungsorte zu schaffen.

Familie und Gesellschaft

Der Bildungsweg Pustertal – BIWEP macht sich im Rahmen einer internen Schulung auf den Weg, die eigenen Tätigkeiten und Dienste als Teil eines komplexen Ganzen einzuordnen: Familienbildung oder familienfreundliche Gemeinden und Betriebe durch die systemische Brille zu betrachten – was bedeutet das?

Ähnlich wie eine Zelle der kleinste Baustein eines Organismus ist, ist die Familie die kleinste Einheit der Gesellschaft. Sie bildet den Ursprung, aus dem andere soziale Strukturen und Beziehungen entstehen. Die „Gesundheit“ einer Gesellschaft hängt daher maßgeblich auch von der „Gesundheit“ ihrer Familien ab. Aus diesem Grund muss es uns als Gesellschaft ein Anliegen sein, das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Familie und Gesellschaft zu stärken und gleichzeitig Familien darin zu befähigen, Verantwortung auch im Sinne der Gesellschaft zu übernehmen. Familienleben, Begleitung und Erziehung der jüngeren Generation findet auch in Hinblick einer gesunden gesellschaftlichen Entwicklung statt. Denn schlussendlich wünschen sich alle Eltern, dass ihre Kinder und Kindeskinder in einer „gesunden“ Gesellschaft aufwachsen können – und dahingehend kann jede Familie bereits heute ihren individuellen Beitrag leisten.

Mutter mit Kind bei BaumSystemisches Denken und Handeln bedeutet für BIWEP, die komplexen Zusammenhänge des gesellschaftlichen Umfelds zu verstehen, sie einzuordnen und den Nutzen der eigenen Tätigkeiten und Dienste für die Gesellschaft zu überprüfen: Schule, Arbeitswelt, Wohnort und Gemeinden sind Lebensbereiche, die für Familien wesentlich sind. Ob Familien und Gesellschaft sich gut entwickeln können, hängt davon ab, wie gut diese Lebensbereiche aufeinander abgestimmt sind und wie gut sie miteinander kommunizieren. Die eigene Lebenswelt möglichst generationengerecht, Betriebe und Gemeinden familienfreundlich denken und sich gemeinsam durch Partizipation von Vielen auf den Weg dorthin machen – dieses Ziel verfolgt BIWEP.

Reparieren statt wegwerfen

Warum neu kaufen? Dass es auch anders geht, zeigen uns die insgesamt neun Repair Cafés, die für das erste Halbjahr 2024 im Raum Pustertal geplant wurden und bei denen es die Gelegenheit gibt, kaputte Dinge flicken, löten, schleifen und wieder gerade biegen zu lassen.

Vom ferngesteuerten Rennauto über die zerfledderten Harry-Potter-Bände, von der stumpfen Küchenschere bis zur guten Jacke mit dem abgewetzten Kragen: alles ist reparierbar. Die weltweite Repair Cafè-Bewegung, die ihren Ursprung 2009 in den Niederlanden hat, feiert in diesem Jahr ihr 15jähriges Bestehen. Sie steht für einen anderen Konsum und für eine Lebensweise, die Ressourcen schont und ökologisch vertretbar ist – und sie stößt auch im Pustertal auf zunehmendes Interesse.

Repair Cafés sind ein Zeichen der Zeit. Sie sind eine Kritik am Kapitalismus, der mit überteuerten Ersatzteilen, verklebten Gehäusen oder fest verbauten Akkus dafür sorgt, dass defekte Geräte nicht mehr repariert werden, sondern als Elektroschrott millionenfach im Müll landen.      

Buchbinderin bei Repair Cafe

Diese verschwenderische Praxis bekommt nun auch seitens der Politik kräftig Gegenwind: Ende April 2024 hat das EU-Parlament grünes Licht für das „Recht auf Reparatur“ gegeben. Künftig sollen also gesetzliche Vorgaben die Hersteller dazu veranlassen, langlebige und reparierbare Geräte auf den Markt zu bringen. Denn reparieren statt wegwerfen bedeutet wieder umdenken, um Gutes zu bewahren und es so lange wie möglich zu erhalten. Genau das zeigen uns die vielen geschickten Hände und kreativen Köpfe bei den Repair Cafés.

Familienfreundlichkeit: Mit gutem Beispiel voran

In puncto Familienfreundlichkeit ist der Bildungsweg Pustertal, kurz BIWEP, ein Vorzeigeunternehmen.

Seit vielen Jahren ist die Vernetzungs- und Koordinierungsstelle mit Beratungs- und Bildungstätigkeit mit dem Audit familieundberuf ausgezeichnet. „Unsere Netzwerkarbeit für Familien, Vereine, Gemeinden und Betriebe erfordert große Flexibilität. Daher ist uns die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besonders wichtig”, so Geschäftsführerin Irmgard Pörnbacher und Elisabeth Frenner, stellvertretende BIWEP-Vorsitzende. „Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein zentrales Geschäftsthema unseres Vereins. Wir leben es vor.“

AuditDie Tätigkeit des BIWEP umfasst die Stärkung der Familienkompetenzen (Familienbildung und Familienselbsthilfe), die Schaffung einer familienfreundlichen Lebens- und Berufsumgebung und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Familienleben in den Pustertaler Gemeinden (Bündnis für Familie). Der Einsatz gilt einer zukunftsfähigen Lebenswelt für alle Generationen. Das Ziel der Zertifizierung ist, bestehende familienfreundliche Maßnahmen zu festigen und kontinuierlich zu verbessern, um motivierte und leistungsbereite Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Organisation zu erhalten. Schon die Ist-Situation des Bildungswegs Pustertal ist viel versprechend. Die Jahresarbeitszeit wird an die Schul- und Ferienzeiten angepasst, Arbeitszeiten sind flexibel, das Mitarbeiterhandbuch der Maßnahmen wird laufend angepasst, die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind Führungsaufgaben, die Verbesserung der Freistellung bei Krankheit der Kinder wurde umgesetzt. Zusätzlich will man sich noch weiter verbessern, etwa durch die Weiterentwicklung der lebensphasenorientierten Arbeitszeitgestaltung, weiterer Flexibilisierung der Arbeitszeiten, Stärkung der Zusammenarbeit im Team und Ausbau der Kommunikation über Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach innen und außen.

Ein Win-Win für beide Seiten

„Die Vereinbarkeit soll kein Nice-to-have sein, sondern ein Standard, den wir tagtäglich leben.“

Claudia Dariz

„Junge Eltern wollen arbeiten“, sagt Claudia Dariz in einem Beitrag des Südtirol Magazins vom 2. November vergangenen Jahres auf Rai Südtirol. „Es ist für uns eine Pflicht, ihnen entgegen zu kommen.“ Als Auditorin für das Zertifikat „familieundberuf“ begleitet sie Betriebe und Organisationen in ganz Südtirol auf ihrem Weg zu einer familienbewussten Personalpolitik. Dabei wird intern ein passgenaues Konzept für die jeweilige Organisation erarbeitet, das sowohl betriebswirtschaftlich sinnvoll als auch fair gegenüber den Bedürfnissen der Beschäftigten ist. Denn die jeweiligen Lebenssituationen der Angestellten bringen unterschiedliche Herausforderungen mit sich. So sind besonders Eltern von kleinen Kindern häufig mit großen Belastungen konfrontiert: kranke Kinder, kurze Nächte, lange Ferien, ausgebuchte Sommercamps, fehlende Nachmittagsbetreuung. Dies alles mit der eigenen Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, verlangt den Eltern viel ab. Auch Menschen, die sich neben ihrer Arbeit einer pflegebedürftigen Person zu Hause widmen, brauchen entsprechend faire Arbeitsbedingungen.

Wäsche aufhängenEin familienbewusster Arbeitsplatz nützt allen Beteiligten – so auch beim Bildungsweg Pustertal. Der Verein macht sich stark für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und ist seit vielen Jahren selbst mit dem Audit „familieundberuf“ ausgezeichnet. Für das BIWEP-Team heißt das konkret: Kinderkrankentage, reduzierte Öffnungszeiten in den Sommerferien oder Arbeitszeitkonten. „Wir bauen über das ganze Jahr Überstunden auf – zum Beispiel in hektischen Zeiten im Büro. Aber diese Überstunden können wir in der Ferienzeit wieder abbauen“, erklärt eine BIWEP-Mitarbeiterin im oben genannten Fernsehbeitrag. „Dadurch ist diese Regelung ein Win-Win für beide Seiten.“

Gemeindebegleitung bei FamilyPlus

Gespräch mit Irmgard Pörnbacher und Elisabeth Holzer, externe Gemeindebegleiterinnen beim Audit FamilyPlus

Welche Idee steckt hinter dem Audit FamilyPlus?
I.P. FamilyPlus ist ein Zertifizierungsinstrument für familienfreundliche Gemeinden. Es wurde aus Vorarlberg von der Familienagentur importiert, wobei der Boden dafür im Pustertal bereits bereitet war – und das nicht nur in den beiden Gadertaler Gemeinden Enneberg und St. Martin in Thurn, die wir beim Audit begleiten. Wir sind mit dem Bildungsweg Pustertal in einer Organisation angesiedelt, die sich schon lange mit diesem Thema im Bezirk beschäftigt.

Was bringt es den Gemeinden, wenn sie sich zertifizieren lassen?
E.H. Das Auditverfahren betrachtet das gesamte Gemeindegeschehen durch die Brille der Familie. Der Mehrwert dabei ist, dass dadurch sichtbar wird – und durch Fakten und Zahlen belegt, was eine Gemeinde schon alles für ihre Familien macht. Das ist eine Wertschätzung für die Familienpolitik der Gemeinde. Es werden natürlich auch Lücken aufgezeigt.

Ihr agiert zwischen Familienagentur und den Gemeinden. Was sind eure Aufgaben dabei?
I.P. Wir sind als Begleiterinnen eine Art Fürsprecher für die Gemeinden. In der Modellphase haben wir versucht, das Audit mit seinen Vorgaben zu vereinfachen für die Gemeinden. Da musste viel ausgehandelt werden zwischen Familienagentur und Gemeinden, weil das Audit FamilyPlus ist ein vorgegebenes Instrument, das nur begrenzt verändert werden kann.

Da braucht es viel Verhandlungsgeschick. Was ist noch hilfreich?
E.H. Mir hat geholfen, dass ich in der Gemeindepolitik tätig war und selber Familie habe. Hilfreich ist auch, dass wir zu zweit sind und auf der Metaebene die Gespräche und Diskussionen thematisieren können.

Wie seht ihr die kommunale Familienpolitik?
I.P. Familienpolitik ist gleichwertig wiedie Wirtschaft – das ist für mich überhaupt keine Frage. Gerade in Hochtourismusgebieten wie dem Gadertal läuft das eine nicht ohne das andere. Familie muss ganz einfach überall 
mitgedacht werden.

Kinderbetreuung braucht Qualität

Charta zur Qualität familienergänzender Betreuung

In einer gemeinsam abgesegneten Charta haben die Mitglieder des Netzwerk Kinderzeit grundsätzliche Richtlinien für eine qualitativ gute Kinderbetreuung definiert. Die Bedürfnisse des Kindes ziehen sich durch das gesamte Programm und stehen dabei stets im Zentrum.

Chancengleichheit fördern
Familienergänzende Kinderbetreuung fördert die Chancengleichheit von Kindern unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft, Sprache, Religion und beider Geschlechter. Sie wertschätzt Vielfalt und schafft ein Klima der Toleranz gegenüber Kindern, Eltern und Erziehenden und gegenüber der Umwelt.
Die Angebote stehen grundsätzlich allen Kindern offen und sind für die Eltern finanziell tragbar. Sie nehmen Rücksicht auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen.

Mit Partnern zusammenarbeiten
Familienergänzende Kinderbetreuung ist Teil eines umfassenden Erziehungs- und Bildungsprozesses, der mit der Geburt eines Kindes beginnt und in den Eltern, Erziehende, Lehrkräfte und andere Fachpersonen eingebunden sind. Einrichtungen der familienergänzenden Kinderbetreuung suchen und fördern die Zusammenarbeit mit allen an der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft Beteiligten sowie mit Behörden und dem Gemeinwesen.

 

FamilyPlus – gemeindeeigener Fingerabdruck

Wer in mehr Familienfreundlichkeit investiert, erzielt eine große Wirkung auf der gesamten Gemeindeebene.

Diese Überzeugung teilen jene 7 Gemeinden in Südtirol, welche erstmals beim Auditverfahren „FamilyPlus – Familie leben“ teilnehmen, dem neuen Programm der Familienagentur des Landes Südtirol. Familien, Kinder, Jugendliche und Senioren bilden lebendige Beziehungen und Gemeinschaften innerhalb einer Gemeinde und sind eine große Ressource. Nach einer Analyse der Ist-Situation werden Ziele und Maßnahmen für mehr Lebensqualität von Familien festgelegt, die passgenau auf den Bedarf der Gemeinde zugeschnitten werden. Externe GemeindebegleiterInnen unterstützen die Gemeinde bei der Auditierung.

Kind auf Spielplatz kopfüber auf einer SchaukelDas FamilyPlus-Team der Gemeinde analysiert folgende neun Handlungsfelder:

  1. Miteinander der Generationen, Beteiligung und Sozialkapital
  2. Gemeinde als Dienstleisterin und Arbeitgeberin
  3. Information, Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation
  4. Gesundheit und Soziales (Beratung, Hilfestellung, Betreuung und Pflege)
  5. Wohnen und Lebensraum
  6. Freizeit und Kultur
  7. Mobilität und Nahversorgung
  8. Zuwanderung und Zusammenleben
  9. Bildung und Arbeit, Vereinbarkeit Familie und Beruf
BIWEP – Bildungsweg Pustertal
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